Die Wirtschaftlichkeit interessiert niemanden – Mythen der Projektpräsentation

Dieser Beitrag ist Teil 4 von 8 in der Serie Mythen der Projektpräsentation.

In diesem Teil meiner Artikelreihe zu den Mythen der Projektpräsentation gehe ich auf ein häufiges Problem ein: die fehlende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Projekts. Viele Prüflinge sind der Meinung:

Ich bin Programmierer, also zeige ich mein Programm. Die Wirtschaftlichkeit interessiert doch niemanden.

Das ist leider ein Irrglaube, denn auch wenn viele Azubis es nicht wahrhaben wollen, zählen alle IT-Berufe zu den kaufmännischen Berufen. Der Bereich der Wirtschaftlichkeit sollte also nicht nur nicht vergessen werden, sondern eine zentrale Rolle bei der Bearbeitung des Abschlussprojekts einnehmen.

Nicht umsonst steht in der Verordnung über die Berufsausbildung (§15, Abs. 2) wörtlich:

Durch die Projektarbeit und deren Dokumentation soll der Prüfling belegen, daß er Arbeitsabläufe und Teilaufgaben zielorientiert unter Beachtung wirtschaftlicher [Hervorh. d. Verf.], technischer, organisatorischer und zeitlicher Vorgaben selbständig planen und kundengerecht umsetzen […] kann.

Daher sollte in der Projektpräsentation zumindest auf die wichtigsten Aspekte der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung eingegangen werden: die Kostenplanung und die Amortisationsrechnung.

Kostenplanung

Üblicherweise wurde bereits in der Projektdokumentation auf die Kostenplanung eingegangen, sodass man in der Projektpräsentation lediglich die wichtigsten Teile vorstellen wird. Dieser Grundsatz gilt aber ja für alle Bereiche des Projekts: Die Prüflinge sollten Die kostbare Präsentationszeit nicht mit Trivialitäten und langweiligen Inhalten verschwenden, sondern die Prüfer mit den Highlights des Projekts von ihrer Arbeit überzeugen.

Bewährt hat sich die Vorstellung der Gesamtkosten des Projekts. Irgendwo sollte also einmal eine dicke große Zahl stehen, die diese Kosten darstellt.

Spannend ist für die Prüfer aber auch, wie der Prüfling auf diese Zahl gekommen ist. Sie sollte also ggfs. aufgeteilt werden auf die wichtigsten Bereiche, z.B. die Arbeitszeit der Prüflings, Lizenzen, angeschaffte Hardware, Arbeitszeit von Mitarbeitern usw.

Den größten Anteil an den Kosten haben meistens die Arbeitsstunden des Prüflings. Hier kommen schnell einige Tausend Euro zusammen, wenn man von halbwegs realistischen Stundensätzen ausgeht (z.B. 30 EUR/Stunde * 70 Stunden = 2.100 EUR).

Das ist auch gleich ein gutes Stichwort: Man sollte sich unbedingt klar machen, was in den Stundensätzen enthalten ist. Das ist nicht einfach nur die Ausbildungsvergütung geteilt durch die Arbeitszeit. Sehr häufig rechnen Prüflinge mit Stundensätzen von ein paar Euro, weil sie tatsächlich einfach die genannte Rechnung anstellen. Die Sozialabgaben und Gemeinkosten werden dabei einfach vergessen. Das ist dann natürlich eine perfekte Vorlage für das Fachgespräch 😉

Amortisationsrechnung

Die Kosten allein reichen allerdings nicht aus, um zu bewerten, ob das Projekt wirtschaftlich ist. Es kommt darauf an, wann diese Kosten durch die Umsetzung des Projekts wieder erwirtschaftet werden. Genau dafür ist die Amortisationsrechnung wichtig. Denn für ein Projekt, das sich nicht amortisiert, braucht der Prüfling schon sehr gute andere Gründe, um es durchzuführen.

In der Projektpräsentation sollte auf die Amortisationsrechnung auf jeden Fall eingegangen werden, weil ein wichtiger Ausbildungsinhalt eines Anwendungsentwicklers ist, bewerten zu können, ob ein Projekt überhaupt durchgeführt werden kann und soll. Wir entwickeln Software ja nicht zum Spaß (obwohl Spaß natürlich eine zentrale Rolle für uns spielt 😉 ), sondern um das Unternehmen nach vorne zu bringen bzw. schlicht und ergreifend um Geld damit zu verdienen. Und die Amortisationsrechnung zeigt, dass dies für das Abschlussprojekt des Prüflings der Fall ist.

Sicherlich gibt es Ausnahmen, bei denen eine Kostenplanung und/oder Amortisationsrechnung nicht durchgeführt werden kann. Beispiele sind interne Prototypen zum Machbarkeitsnachweis oder Technologiedemos. Aber für den Großteil aller Abschlussprojekte kann ich nur die dringende Empfehlung aussprechen, die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung in die Präsentation einzubauen. Und selbst für die genannten Beispiele lassen sich mit ein wenig Nachdenken (was ich von einem Prüfling erwarten würde) bestimmt vernünftige (monetäre) Gründe für die Projektdurchführung finden. Vielleicht wird durch die Umsetzung des Prototyps später kostbare Entwicklerzeit gespart oder die Technologieentscheidung bewirkt, dass Entwicklerkollegen langfristig produktiver arbeiten. Letztlich kann es meiner Meinung nach kein Projekt geben, das nicht in irgendeiner Weise zur Wirtschaftlichkeit des Unternehmens beiträgt.

Bei der Berechnung der Amortisationsdauer können verschiedene Aspekte herangezogen werden, wie z.B. ganz klassisch die erwarteten Verkaufserlöse bei Software für Kunden oder die erwarteten Einsparungen bei interner Software. Hier sollte man als Prüfling auch genau hinschauen und analysieren, wo sich Einsparpotential durch den Einsatz der neuen Software ergibt. Sind z.B. Arbeitsabläufe schneller durchzuführen, kann man die Zeitersparnis anhand der Mitarbeiterkosten in eine Kostenersparnis umrechnen.

Darstellung

Wie kann man die Kosten und Amortisationsrechnung nun in der Projektpräsentation optimal darstellen?

Fangen wir mit einem Beispiel an, wie ich es nicht machen würde.

FIAE Projektpräsentation Alt - Kosten

Hier sind einfach viel zu viele Informationen auf zu wenig Raum zusammengequetscht. Der Text ist viel zu klein, um gut lesbar zu sein. Und die Kostenberechnung kann in der Kürze der Zeit kein Zuschauer nachvollziehen. Stattdessen würde ich die Informationen deutlich reduzieren und für eine optimale Lesbarkeit sorgen, zur Not, indem die Folie auf mehrere Folien aufgeteilt wird.

FIAE Projektpräsentation Neu - Kosten
Foto von aleksandra85foto

Die Amortisationsrechnung würde ich einfach in Diagrammform darstellen.

FIAE Projektpräsentation Neu - Amortisation

Und zum Abschluss noch ein Beispiel aus Gerdas Präsentation. Sie hat die mehrseitige Tabelle geschickt mit einer Animation verknüpft, um zum einen den Fokus nur auf die wichtigen Inhalte zu legen und zum anderen trotzdem mehrere Informationen unterzubringen. Außerdem unterstützt die Animation den Erzählfluss, da sich die Gesamttabelle Stück für Stück aufbaut.

FIAE Projektpräsentation Gerda - Kosten 1

FIAE Projektpräsentation Gerda - Kosten 2

Fazit

Die Wirtschaftlichkeit ist ein wichtiger Faktor jedes IT-Projekts und sollte demnach auch Teil der Abschlusspräsentation sein. Ich hoffe, ich konnte mit den obigen Beispielen zeigen, dass man trotz der vielleicht erwarteten Zahlenwüste eine gut lesbare Darstellung erreichen und eine spannende Präsentation halten kann.

Wie seht ihr das? Zeigt ihr eure Kosten und Amortisation in der Präsentation? Wenn ja, in welcher Form? Oder verzichtet ihr gar ganz auf diesen Inhalt?

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Ausbildungsleiter für Fachinformatiker Anwendungsentwicklung und Systemintegration, IHK-Prüfer und Hochschuldozent für Programmierung und Software-Engineering.

26 comments on “Die Wirtschaftlichkeit interessiert niemanden – Mythen der Projektpräsentation

  1. FAE sagt:

    Hallo,

    ich habe als Projekt einen Prototypen/Proof of concept entwickelt. Bei der Wirtschaftlichkeit ist es daher schwer etwas geeignetes zu finden. Ich habe mir also überlegt, die für mich entstandenen Kosten mit denen eines normalen Entwicklers zu vergleichen. Somit kann ich dann darstellen wie Hoch der Kostenunterschied ist. Denkst du das das schon ausreichend ist um das Thema Wirtschaftlichkeit „abzudecken“?

    Viele Grüße

  2. Stefan Macke sagt:

    Hallo FAE,

    da vermischst du vielleicht zwei Punkte: „deine“ Kosten kannst du ja korrekt anhand deines (oder eines allgemeinen) Azubistundensatzes ermitteln. Das ist ja realistischer als der Satz eines fertigen Entwicklers.

    Bei der Wirtschaftlichkeit würde ich dann schauen, wo durch dein Projekt Kosten gespart werden. Vielleicht fallen ja kommerzielle Lizenzen weg, weil du Open Source evaluierst oder so.

    Viele Grüße!
    Stefan

  3. FAE sagt:

    Aber durch den Vergleich zeige ich doch prinzipiell, dass es mein Unternehmen weniger gekostet hat die Arbeit von einem Azubi machen zu lassen. Somit ist es meiner Ansicht nach auch wirtschaftlicher, da eben die Gehaltskosten eingespart werden konnten…

  4. Stefan Macke sagt:

    Oh, dann haben wir uns falsch verstanden. Das kannst du natürlich machen. Aber ich würde erwarten, dass sich das Projekt auch noch auf andere Weise amortisiert. Einen Azubi arbeiten zu lassen, ist ja immer billiger. Was bringt denn dein Projekt dem Unternehmen noch?

  5. FAE sagt:

    Da es nur ein POC Projekt war eigentlich nichts weiter als die gesparte Entwicklerzeit/-kosten. Und natürlich die Erkenntnis, die aus dem Projekt gewonnen werden konnte (Verwendung bestimmter Frameworks etc).
    Ich könnte für die Amortisierung höchstens Werte annehmen was das Produkt nach der Fertigstellung einbringen könnte aber in dem Zustand in dem es sich gerade befindet würde es niemand an den Kunden verkaufen.

  6. Stefan Macke sagt:

    Aber die Auswahl des Frameworks hört sich doch interessant an: Vielleicht spart ihr später Entwicklungszeit, weil ihr die Funktionalität nicht selbst entwickeln müsst.

    Und eine Kalkulation „wie viele Lizenzen müssten wir verkaufen, um die Entwicklungskosten wieder reinzuholen“ habe ich auch schon oft gesehen.

    Wie gesagt: Irgendetwas hat dein Projekt dem Unternehmen ja gebracht. Manchmal muss man nur ein wenig suchen.

  7. FAE sagt:

    Danke, das hilft mir schon weiter !

  8. Ozzymandias sagt:

    Hi Stefan,
    sehr guter Artikel. Ich bin gerade selber an meinem Projektantrag dran und muss diesenn noch überarbeiten. Es fehlte eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Meine Frage wäre jetzt in diesem Zusammenhang, wie kriege ich die Ressourcenkosten von meinem Betrieb heraus? Gibt es einen „Durchschnittswert“ für Ressourcenkosten von einem IT-Provider? Mein goggle-Fu kann mir da nicht wirklich weiter helfen.

  9. Stefan Macke sagt:

    Hallo Ozzymandias,

    die Frage wird mir sehr oft gestellt. Leider kann ich immer nur dasselbe antworten: Das kann dir nur dein Unternehmen sagen. Sprich mal mit deinem Chef, eurer Buchhaltung, einem Projektleiter, dem Controlling oder wer auch immer für diese Zahlen verantwortlich ist. Die Kosten deines Unternehmens wirst du nicht im Internet finden.

    Und ein durchschnittlicher Satz wird dir auch nicht helfen, denn es geht ja um dein konkretes Projekt! Du sollst in der Prüfung zeigen, dass du diesen kaufmännischen Anteil abdecken und die Kosten planen und amortisieren kannst.

    Viele Grüße! Stefan

  10. lobro sagt:

    In diesem Teil meiner Artikelreihe zu den Mythen der
    Projektpräsentation gehe ich auf ein häufiges Problem ein: die
    fehlende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Projekts. Viele Prüflinge
    sind der Meinung: Ich bin Programmierer, also zeige ich mein Programm.
    Die Wirtschaftlichkeit interessiert doch niemanden. Das ist leider ein
    Irrglaube, denn auch wenn viele Azubis es nicht wahrhaben wollen,
    zählen alle lT-Berufe zu den kaufmännischen Berufen. Der Bereich der
    Wirtschaftlichkeit sollte also nicht nur nicht vergessen werden,
    sondern eine zentrale Rolle bei der Bearbeitung des Abschlussprojekts
    einnehmen.

    Tja… Das scheint von Prüfer zu Prüfer oder von Kammer zu Kammer unterschiedlich zu sein. Meine Lehrer und Vor-Azubis haben mir das auch eingetrichtert. Ich bin in allerdings genau aus dem Grund durchgefallen. Ich hatte Wirtschaftlichkeit drin und die Aussage der Prüfer war:

    Du machst eine Ausbildung zum Entwickler, die Wirtschaftlichkeit
    interessiert uns nicht.

    Selbst der Lehrer in der Runde meinte, es sei nur ein Gerücht, dass ein Entwickler Wirtschaftlichkeit mit aufnehmen sollte, dass sich leider stark hält. Mein Lehrer in der Schule hat dann wieder Gegenteiliges behauptet… Leider ist die IHK sich da oft nicht einig.

    PS: Die oben genannte Situation war in der Präsentation und dem folgenden Fachgespräch.

  11. Stefan Macke sagt:

    Hallo lobro,

    oh man, das ist natürlich echt ärgerlich. Die Ansicht kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Gefühlte 50% oder mehr der Ausbildung sind doch wirtschaftliche Inhalte. GH2 und WiSo sind voll mit Fragen zur Wirtschaftlichkeit. Und in der Verordnung über die Berufsausbildung steht explizit, dass beim Projekt auch wirtschaftliche Gesichtspunkte zu berücksichtigen sind. Schade, dass dein Ausschuss das offensichtlich völlig anders sieht.

    Ich würde allerdings doch in Frage stellen, dass du nur wegen der Wirtschaftlichkeit durchgefallen bist. Wenn den Ausschuss das nicht interessiert, ist das ja ok. Aber sofern du die anderen – technischen – Inhalte mit in der Präsentation hattest, ist das noch kein Grund durchzufallen. Höchstens eine Abwertung wäre nachvollziehbar, weil du die Zeit für „uninteressante“ Inhalte „verschwendet“ hast. Bist du sicher, dass dies der einzige Grund war? Das kann ich mir nicht vorstellen. Denn im Fachgespräch werden dir ja dann auch keine wirtschaftlichen Fragen gestellt worden sein, wenn der Ausschuss sie nicht hören wollte. Und da es immer nur eine Gesamtnote für beide Teile (Präsi/FG) gibt, glaube ich nicht, dass nur die Wirtschaftlichkeit die Ursache war.

    Viele Grüße!
    Stefan

  12. Martinez sagt:

    Hallo,

    ich mache die Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung als Umschulung und demnach bin ich nicht bei einem Unternehmen als Auszubildener angestellt. Mein Projekt findet im Rahmen eines unentgeltlichen Praktikums statt. Daher habe ich bei der Kostenaufstellung ein Problem mit meinem eigenen Stundensatz. Die Kosten für die Nutzung und Einrichtung des Arbeitplatzes und interne Stundensätze anderer Mitarbeiter kann ich angeben. Man hatte aber nicht wirklich eine Berechnung eines Stundensatzes meiner Arbeitszeit im Unternehmen parat. Gibt es da einen Gemeinkostensatz, den man quasi voraussetzen kann – auch bei einem unentgeltlichen Praktikum (daher ja auch keine Sozialversicherungsbeiträge etc.)?

    Gruß

    Martinez

  13. Stefan Macke sagt:

    Hallo Martinez,

    einen allgemeingültigen Stundensatz kann ich dir nicht nennen, da es ihn wohl auch nicht gibt. In jedem Unternehmen fallen andere Kosten an, die mit einkalkuliert werden müssen.

    Wenn dir dein Unternehmen keinen Stundensatz für dich nennen kann, hast du immer noch die Möglichkeit, das exakt so in die Projektdokumentation zu schreiben und für die Kostenrechnung von einem fiktiven (am besten aber natürlich realistischen) Stundensatz auszugehen, der sich z.B. an die Sätze deiner Kollegen anlehnt. Damit kannst du zeigen, dass du wüsstest, wie du die Berechnung durchzuführen hast, wenn du einen konkreten Wert hättest.

    Viele Grüße!
    Stefan

  14. Martinez sagt:

    Danke,

    damit kann ich was anfangen.

    Es hilft besonders sich zu verdeutlichen, dass es nicht auf die Vollständigkeit der mir zur Verfügung stehenden Daten ankommt, sondern darauf, dass man erkennt, wie ich die Kosten berechne.

    Viele Grüße
    Martinez

  15. FA sagt:

    Hallo,

    ich bin gerade an meinem Abschlussprojekt (Fachinformatiker Systemintegration) dran und habe Zweifel beim Punkt Wirtschaftlichkeit und Evaluierung. Um einen groben Überblick zu gewähren: Ich evaluiere eine Managementsoftware die die Überwachung und Firmwarektualisierung vereinfacht und verkürzt.

    Mein Plan ist es vor der Evaluation eine Übersicht zu errechnen wie lange die Arbeit dauert und wie viel diese pro Angestellten je Server kostet. Und am Ende mache ich das gleiche mit dem Einsatz der Lösung und dann vergleiche ich beides.

    Dazu habe ich in einer Tabelle dargestellt wie lange der Admin ohne die Lösung für Aufgaben braucht, und 3 Produkte mit einer Nutzwertanalyse verglichen.

    Mein Problem ist, oder auch nicht, ich kann keine Amortisierung machen. Dort wo ich arbeite ist ein Ressort eines großen Konzerns, das nach dem Cost-Center Modell arbeitet (Tagesgeschäft ist eine Dienstleistung). Daher haben wir ein Budget das benutzt werden kann, jedoch sollte nicht alles benutzt werden (viel schaffen auf Sparkurs). Für das Projekt musste ich nichts anschaffen, da alle Server etc. schon vorhanden sind. Die evaluierte Lösung kostet nichts, da die, dank des Supportvertrags, umsonst angeschafft werden konnte.

    Ich könnte die ehemaligen Anschaffungskosten der benutzten Hardware auflisten, jedoch wüsste ich nicht was das bringen soll.

    Könnten Sie mir Tipps geben wie man das marktwirtschaftlich gut darstellen könnte?

    Gruß

  16. Stefan Macke sagt:

    Aussagen wie diese finde ich immer sehr witzig:

    > Für das Projekt musste ich nichts anschaffen, da alle Server etc. schon vorhanden sind. Die evaluierte Lösung kostet nichts, da die, dank des Supportvertrags, umsonst angeschafft werden konnte.

    Es ist ja schön, dass alles "schon da" ist. Aber kostet das dann einfach alles nichts? Laufen die Server ohne Strom? Gibt es keine Abschreibung? Werden die Server nicht von Personal gewartet? Fallen keine Lizenzgebühren für VMware (oder was auch immer) an? Ist der genannte Supportvertrag kostenfrei?

    Durch deine Installation wird es eine Anwendung mehr geben, die zu betreuen ist (zumindest mal zu patchen, zu aktualisieren, zu sichern usw.). Und dafür fallen ganz sicher Kosten an, die du in die Amortisationsrechnung einbeziehen kannst. Es gibt keine kostenfreien Lösungen. Selbst beim Einsatz von Open Source hat jemand Zeit aufgewendet, die Lösung auszuwählen, zu installieren, zu konfigurieren, Backups einzurichten usw.

    Was du beschreibst, sind die oft genannten EDA-Kosten.

  17. Florian sagt:

    Hallo,

    erstmal vielen Dank für die sehr guten Podcasts und Artikel die Sie veröffentlichen.
    Nun zu meinem Problem Ich bin gerade am schreiben meiner Projektdokumentation und bin einem sehr ähnlichen Problem wie FAE begegnet ich habe einen Prototyp entwickelt, nun fällt es mir sehr schwer eine Wirtschaftlichkeitsrechnung aufzustellen, da dieser Prototyp in diesem Zustand nicht verkauft werden kann und durch eine große Umstrukturierung/Planänderung der von mir geschriebene Programmcode wahrscheinlich nicht wieder verwendet wird. Da ich aber Angst habe Punkte bei diesem Teil zu verlieren, wenn ich nur meine Arbeitskosten mit denen eines fertigen Entwicklers vergleiche zu meiner Frage was kann man noch als Wirtschaftlichkeitsrechnung anführen?

    Vielen Dank im Voraus!
    Viele Grüße

  18. Stefan Macke sagt:

    Hallo Florian,

    dazu fällt mir nur eine Frage ein: Warum baust du den Prototyp überhaupt?

    Hast du das hier schon gelesen? Mein Projekt amortisiert sich nicht (FAQ) -> Irgendeinen Grund für die Umsetzung wird es ja geben. Und der ist eigentlich immer auch irgendwie monetär bewertbar!

    Beim Prototyp fällt mir ein: grundsätzliche Machbarkeit nachweisen und damit später verlorene Zeit einsparen, Lizenzen sparen durch Evaluierung von Open Source, usw.

    Viele Grüße!
    Stefan

  19. Boris sagt:

    Hallo Stefan,
    erstmal vielen danke für deine tollen Tipps.
    Ich mache gerade ein Umschulung zum Anwendungsentwickler und befinde mich noch bis September in dem 6 monatigen Praktikum. Da ich schon viele Projekte in Java und C++ entwickelt habe aber mit der Web Entwicklung nie in Berührung gekommen habe ich mir ein stelle als PHP Backend Entwickler gesucht. Leider wird alles über Contao gemacht und Coden kommt kaum vor. Ein Gespräch mit der IHK in Bielefeld ergab das ein Projekt auf dieser Ebene fachlich nicht ausreicht. Ein wechsel des Unternehmen würde zu viel Zeit kosten.
    Bin jetzt total ratlos, weil es ja ein Betriebliches Projekt sein muss. Oder weißt du ob es eine Möglichkeit gibt das zu Umgehen?
    Gruß Boris

  20. Stefan Macke sagt:

    Hallo Boris,

    nein, das Projekt kannst du nicht umgehen. Es ist ein zentraler Bestandteil der Abschlussprüfung.

    Viele Grüße!
    Stefan

  21. Michael Gerdes sagt:

    Hallo Stefan,

    zunächst einmal finde ich es toll, wie Du dich als PA-Mitglied mit Deiner Seite engagierst und den Azubis hier eine Plattform bietest, die sowohl Information, als auch Austausch ermöglicht. Mir fehlt für so eine Seite die Zeit und die Muße und daher beschränke ich mich derzeit innerhalb unserer Region auf Beiträge (in eigener oder bekannter Firma und auf öffentlichen Veranstaltungen, wie Berufsinfobörsen, parentum,…). Daher hoffe ich, dass Deine Seite noch weiter besteht und Du viele Leute abholen kannst.

    Zu dem Thema Wirtschaftlichkeit möchte ich ebenfalls als PA-Mitglied kurz Stellung nehmen. Zum Einen ist Wirtschaftlichkeit selbstverständlich ein Prüfungsthema. Daher können jederzeit auch Fragen wie, was gehört auf eine Rechnung, wie muss ein Angebot aussehen, damit es vollständig ist. Und natürlich: Wie berechnet man, wann sich etwas amortisiert. Diese Fragen zielen in der Regel auf das Ergebnis der Arbeit ab. Wenn wichtige Informationen in der Arbeit fehlen, die man in einem erstellten System erwartet, wird es hinterfragt. Natürlich ist auch wichtig, wie dabei die Einteilung der 70h aussieht. An dem Thema der Wirtschaftlichkeitsanalyse mittels Amortisation als fester Bestandteil in einer Projektdoku und Präsentation scheiden sich aber die Geister. Warum ich gegen diese Form der Darstellung der Wirtschaftlichkeit bin, möchte ich mal kurz ausführen:

    Wir leben in Zeiten der DSVGO. Keine Firma, die diesen Datenschutz ernst nimmt (oder paranoid genug dafür ist), gibt Preis, wie viel ein Kollege kostet, welche Betriebskosten zugrunde liegen, was man neben einem Azubi auch an Kosten hat. Wie zum Beispiel die der Betreuung. Was die Software an Ertrag bringt ebensowenig. Denn da werden sowohl die eigenen Firmen, wie auch Fremdfirmen keine Information geben. Was macht man dann also: Man denkt sich Zahlen aus, womöglich einen verkauften Stundensatz, wie er den Kunden in der Regel verkauft wird. Schätz die Kosten des Kunden, schätzt die Einsparung an Zeit und dann wird mit diesen Zahlen eine Amortisierung berechnet. Das Erschreckende ist, dass man dann unreflektiert auf solche Ergebnisse kommt, dass die eigene effektive Arbeit von ca. 60h (Die Projektdoku bekommt ja der Kunde nur zu Teilen) sich dann in 1.5 Jahren amortisiert. Das mag ja dank der Zahlen stimmen. Ist aber dennoch im Ergebnis fragwürdig.
    Software ist kein fixes Produkt, wie zum Beispiel Kühlschrank, an dem man eine Einsparung klar definieren kann, wenn man ein neues Modell kauft. Softwareentwicklung ist ein lebendes Wesen, bei dem ständig gewartet, refactorerd und Reviewed wird. Der Kunde kauft weniger ein Produkt, als viel mehr eine Dienstleistung. Damit ist eine einfache Formel so eigentlich nicht tragbar, da das Ziel ja nicht sein muss, eine Anwendung nur für die Prüfung zu bauen.

    In der Praxis denken und arbeiten Entwickler mit Maßeinheiten in Stunden (Aufwandsabschätzung) und Komplexität (agil, zum Beispiel Scrum). Sie wissen in der Regel nicht, zu welchen Stundensätzen dem Endkunden etwas angeboten wird, welche Rabatte gewährt und welche Aufschläge berechnet werden. Jeden Entwickler dann eine Amortisierungsrechnung aufzuerlegen, würde mangels der Information und des Aufwandes, diesen Personenkreis von seiner Kernkompetenz entfernen.
    In der Regel nimmt die Wirtschaftlichkeitsanalyse ca. 2-3 Seiten im Hauptteil der Dokumentation in Anspruch inklusive Berechnung. Das ist bei 10 Seiten Hauptteil ein Anteil von ca. 25-30%. Alternativ kann man das noch in den Anhang verlagern. Schlimmer wird es dann bei der Präsentation, wo wertvolle Minuten damit „verschwendet“ werden, während der Hauptteil (Entwurf, Implementation, Test,…) dann Einbußen hat. Bei 15 Minuten Zeit, sind 2-3 Minuten ein ganz anderes Zeitspektrum, der sich auch nicht mehr nach hinten verlagern lässt.

    In unserem Prüfungsauschuss werten wir die Wirtschaftlichkeitsanalyse natürlich mit. Denn alles was in der Dokumentation steht und von uns geprüft werden kann, ist auch relevant für Bewertung. Und wenn da die Formel der Wirtschaftlichkeitsanalyse falsch angewendet wird, dann wird sich das auch in der Bewertung bemerkbar machen. Allerdings werden wir die Ergebnisse nicht hinterfragen können. Denn dazu müsste der PA Einblicke in die Betriebskosten bekommen, um die Zahlen nachzuvollziehen. Und das ist eben die Crux mit diesem Thema.

    Da die Amortisierungsberechnung nun mal in aller Munde ist und man viele Musterbeispiele findet, wo sie angewendet wird, rate ich meinen Azubis, dass sie spätestens die Formel zur Prüfung kennen und verstehen und in der Projektarbeit diese dann weglasssen, mit der Begründung, dass es für dieseBerechnung keine Daten gibt.

    Der Ausschuss hat dann immer noch die Chance zu fragen aber dann muss man das Wissen eben darstellen können.

    Viele Grüße, Michael

  22. Stefan Macke sagt:

    Hallo Michael,

    danke für die ausführliche Rückmeldung zum Thema! Interessant zu sehen, wie andere Ausschüsse und Ausbilder mit dem Thema umgehen.

    Den Datenschutz als Grund würde ich aber nicht ganz durchgehen lassen. (Allgemeine) Stundensätze oder Betriebskosten sind ja keine personenbezogenen Daten. Aber ich kann verstehen, dass Unternehmen diese Zahlen ungerne nach außen geben. Dann allerdings aus Gründen der Geheimhaltung und nicht wegen der DSGVO! 🙂

    Viele Grüße!
    Stefan

  23. Michael Gerdes sagt:

    Hallo Stefan,

    Naja, wir leben in den Zeiten von.. Das schloss für mich auch die Informationssicherheit mit ein. Zugegeben etwas ungenau formuliert. Aber an den beiden Themen drehen oft die Firmen den Hahn zu. Teilweise nimmt das schon paranoide Züge an. Es gibt tatsächlich aber auch bei uns Kunden, die eine strengere Informatonssicherheit verlangen, so dass in der Projektarbeit nicht mal der Name des Unternehmens geschweige denn der Quellcode oder Datenauszüge gezeigt werden dürfen.
    Bei internen Projekten mit einem offiziellen Stundensatz zu rechnen ist aber Unsinn, denn der Azubi kostet nun halt einmal weniger, als ein festangestellter Entwickler. Nur da kommen wir eben wieder in die Richtung DSVGO. Zumindest, wenn der/die Betreuerin namentlich genannt wird und das Gehalt in der Analyse auftaucht.

    Ein anderer Aspekt ist auch, dass es bei einigen Projekten weniger darum geht, einen wirtschaftlichen Zweck zu erfüllen sondern lediglich eine Anwendung bzw.Prototypen zu erstellen, der nach der IHK-Projektarbeit in ein anderes Projekt übergeht. Da macht die Berechnung ebenfalls keinen Sinn.

    Wie gesagt: Es zu wissen gehört dazu. Es heißt nicht, dass dieser Teil nicht gekonnt werden braucht. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung darzustellen, ist für mich ein Kann, kein Muss. Ich erwarte da aber schon eine gesunde Selbstreflexion. In der Dokumentation die eigene Arbeit als erfolgreich und effizient darzustellen, wenn sie sich sich erst in 1,5 Jahren rentiert, zeigt mir, dass man das nicht so ganz verinnerlichte, was man da an Zahlen zusammengewürfelt hat. Und das nur weil man ja eine Wirtschaftlichkeitsanalyse machen MUSS.

    Viele Grüße, Michael

  24. Stefan Macke sagt:

    Hallo Michael,

    ok, wir einigen uns darauf, dass man als Fachinformatiker in der Lage sein muss, eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung durchzuführen, aber dass es durchaus Projekte geben kann, für die eine solche Betrachtung gar nicht sinnvoll ist oder nicht sinnvoll durchgeführt werden kann. Sofern das gut begründet ist, habe ich damit kein Problem!

    Ich habe aber auch schon viele Projektarbeiten gelesen, wo diese Begründung seeeehr dünn ist oder schlicht fehlt. Und das geht nicht! Man muss sich als Anwendungsentwickler wenigstens damit auseinandersetzen, ob und wie sich die eigene Arbeit für das Unternehmen lohnt. Pauschale Aussagen wie „Ich habe keine Stundensätze gesagt bekommen“ oder „Ist nur ein Prototyp“ reichen mir als Prüfer da nicht.

    Viele Grüße!
    Stefan

  25. Pat sagt:

    Hallo Stefan,
    ich hänge aktuell an dem Punkt der Amortisation fest. Bei meinem Projekt handelt es sich um eine Webanwendung zur Verwaltung der Mitglieder eines gemeinnützigen Vereins. Die Mitglieder des Vorstands die dieses Produkt später nutzen haben ja kein entsprechenden finanziellen Mehrwert durch die Anwendung. Wie könnte ich den Punkt hier entsprechend in meiner Dokumentation einbringen ohne das es negativ bewertet wird. Ich hoffe du kannst mir hier einen Denkanstoß geben 🙂

    Viele Grüße

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