Ich habe jetzt schon häufiger die Frage gestellt bekommen, ob Quellenangaben in die Projektpräsentation gehören. Daher ist es Zeit für einen Artikel zu diesem Thema.
Die kurze Antwort: Ja.
Um welche Quellen geht es hier?
Wir sollten zunächst zwei Quellenarten unterscheiden: fachliche Quellen für Inhalte (z.B. Handbücher) und Quellen für verwendete Bilder (die es z.B. bei Präsentationen nach Presentation Zen* reichlich gibt). Zu beiden Arten habe ich eine unterschiedliche Meinung. Während ich die ersten Quellen komplett aus der Präsentation streichen würde, sind die zweiten absolut notwendig.
Fachliche Quellen vermeiden
Fachliche Quellen, wie z.B. Bücher, Blog-Artikel, Schulungsunterlagen, Online-Kurse, bei denen du dich bedient hast, um technische Sachverhalte zu verstehen oder Best Practices in deinem Projekt umzusetzen, würde ich in der Projektpräsentation weglassen.
Aber nicht, weil du die Inhalte einfach so ohne Nachweis als deine eigenen ausgeben kannst. Bitte nicht falsch verstehen: Wenn du Inhalte von anderen Autoren übernimmst und sie in deiner Präsentation verwendest, musst du das einwandfrei mit Quellenangaben belegen! Ansonsten kann man dir ein Plagiat unterstellen und du fällst durch die Prüfung. Die Projektarbeit ist zwar keine strenge wissenschaftliche Arbeit, aber Copy und Paste reicht nicht aus, um einen Berufsabschluss zu erwerben.
Ich würde die fachlichen Quellenangaben nur vermeiden, weil du die dafür notwendige Präsentationszeit besser für deine eigene Arbeit nutzen solltest.
Fokus auf die eigene Arbeit legen
Anstatt deine Präsentation mit fremden Inhalten zu füllen, ist meine Empfehlung, die äußerst kurze Präsentationzeit für den Fokus auf deine eigene Arbeit zu nutzen. Es ist z.B. nicht sinnvoll, in den 15 Minuten zum hundertsten Mal das MVC-Modell zu erklären oder die Bestandteile eines Use-Case-Diagramms zu erläutern. Dieses Grundwissen kannst du beim Prüfungsausschuss voraussetzen. Und wenn etwas unklar bleibt, werden die Prüfer im Fachgespräch entsprechende Fragen stellen.
Du sollst keine Theorieabhandlung über Methoden der Softwareentwicklung präsentieren, sondern deine praktische Arbeit und das Ergebnis deines Projekts. Alles, was du mit Quellen belegen müsstest, geht dabei in die falsche Richtung. Nutze die verfügbare Zeit besser, um noch mehr Inhalte zu zeigen, die du selbst erstellt hast. Zeig lieber noch einen Screenshot mehr oder bau ein weiteres UML-Diagramm ein.
Im Zweifel lieber zu viele Quellen angeben
Wenn du dir allerdings nicht sicher bist, ob deine Inhalte dem Prüfungsausschuss bekannt sind (z.B. weil du gerade den superaktuellen agilen Entwicklungsprozess anwendest oder ein total hippes Architekturkonzept umgesetzt hast), dann erläutere die Ideen dahinter kurz und knapp und liefere auch die passenden Quellen dazu. Niemand kann dir einen Strick daraus drehen, wenn du zu viele Quellen angibst. Aber das Gegenteil ist der Fall, wenn der Verdacht aufkommt, dass du nicht sauber zitiert hast.
Das kann man ja auch visuell ansprechend in die Präsentation einbauen, z.B. mit einem Foto des Autors oder einem Bild des zitierten Buches.
Bildquellen sind Pflicht
Im Gegensatz zu den fachlichen Quellen gehören Bildquellen definitiv in eine Präsentation, sofern man Werke verwendet, deren Lizenz dies fordert (z.B. Attribution bei Creative Commons). Bei Bildern aus dem Bereich Public Domain (Gemeinfreiheit) oder bei eigenen Bildern ist die Quellenangabe nicht erforderlich (der Fairness halber würde ich sie aber in ersterem Fall setzen).
Um eine saubere Quellenangabe zu machen, musst du allerdings erst einmal die Lizenz der von dir verwendeten Werke in Erfahrung bringen. Dafür kannst du Bildsuchmaschinen nutzen, mit denen du gezielt nach frei verwendbaren Inhalten suchen kannst. Ein paar habe ich hier schon einmal aufgeführt: Bildquellen für die Projektpräsentation.
Fragen im Fachgespräch zu Bildrechten
Wir haben schon des Öfteren im Fachgespräch Prüflinge auf fehlende Quellenangaben für offensichtlich aus dem Internet „besorgte“ Bilder angesprochen. Und da Präsentationen heute zum Standardrepertoire eines Fachinformatikers gehören, sollte man sich auch mit den rechtlichen Gesichtspunkten (Lizenzen, Recht am eigenen Bild usw.) auskennen und erklären können, ob und warum man die eingesetzten Bilder überhaupt verwenden darf. Außerdem gehören Themen wie das Recht am eigenen Bild zum großen Bereich des Datenschutzes, der jederzeit in der Prüfung drankommen kann. Das Themengebiet wurde sogar bereits einmal in den schriftlichen Prüfungen abgefragt.
Ich persönlich würde bei fehlenden Quellenangaben den Prüfling danach fragen, weil ich es heutzutage – in Zeiten von schnellen Abmahnungen – für sehr wichtig halte. Das haben wir auch schon mehrfach getan, gerade weil es sogar schon Fälle gab, bei denen offensichtlich nicht erworbene Bilder mit Wasserzeichen der Bildagentur in der Abschlusspräsentation genutzt wurden (vgl. Rückblick auf die Projektpräsentationen der Sommerprüfung 2016). Das geht einfach gar nicht. Mal ganz unabhängig davon, dass das natürlich auch noch echt bescheiden aussieht.
Auswirkung auf die Bewertung
Wie wirken sich fehlende Bildquellen auf die Bewertung der Prüfungsleistung aus? Nun ja, von Punktabzug für fehlende Bildquellen habe ich persönlich noch nichts gehört. Ich glaube nicht, dass irgendein Ausschuss das so ernst nimmt. Allerdings verstößt du gegen die Rechte der Urheber der von dir verwendeten Werke, wenn du sie unrechtmäßig nutzt bzw. die Quelle nicht korrekt nennst. Von daher könnte man einen Punktabzug definitiv begründen. Denn das Urheberrecht gehört zum Grundwissen eines jeden Informatikers.
Von daher spreche ich die klare Empfehlung aus: Verwende für jedes nicht von dir selbst erstellte Bild einen korrekten Quellennachweis!
Selbst wenn dein Prüfungsausschuss den Nachweis nicht so ernst nimmt, kannst du dich gegenüber anderen Prüflingen hervorheben, wenn du dich mit den rechtlichen Hintergründen der Bildnutzung auseinandersetzt und die Lizenzen der von dir verwendeten Bilder einhältst. Daher kann sich eine vernünftige Quellenangabe vielleicht sogar positiv auf deine Note auswirken.
Rechtliches
Der korrekte Nachweis der Quellen deiner Bilder hängt von der Lizenz der von dir verwendeten Bilder ab. Wenn du z.B. Bilder benutzt, die unter Creative Commons Attribution lizenziert sind, musst du (je nach Version der Lizenz) den Titel des Werkes, den Autor, einen Link zum Autor, die Lizenz inkl. Version und sogar noch den Link zur Lizenz nennen. Andere Bilder, zum Beispiel solche, die als Public Domain gelten, musst du gar nicht mit einer Quellenangabe versehen. Achte also bei deiner Bildsuche einfach auf die – hoffentlich angegebene – Lizenz und richte dich danach.
Christoph Langner zeigt in diesem umfangreichen Artikel die korrekte Attribution von Bildern unter Creative Commons: Creative Commons-Inhalte rechtssicher in ein Blog einbinden. Und die erste Episode des Podcasts „Rechtsbelehrung“ dreht sich auch um das Thema Bildrechte: Abgemahnter Schlangenkuchen und Bilderrechte – Rechtsbelehrung Folge 1 (Jura-Podcast). Beide Ressourcen kann ich absolut empfehlen.
Und wenn du es wirklich genau wissen willst (z.B. weil du eine eigene Website betreibst, wie ich 😉 ), dann empfehle ich dir das Buch Social Media Marketing und Recht* von Thomas Schwenke, der auch den obigen Podcast betreibt.
Vorbereitung auf die Praxis
Die Projektpräsentation soll eine realistische Darstellung deines Projekts sein, die du auch in der Berufspraxis so umsetzen würdest. Du „übst“ ja hier für das richtige Leben. Und auf Konferenzen usw. ist das Einhalten der Lizenzen sehr wichtig, weil die Präsentation z.B. im Anschluss im Internet veröffentlicht wird.
Und aktuelle Beispiele zeigen, dass man leider recht schnell eine Abmahnung bekommt, gerade bei der Verwendung fremder Bilder. Sogar Werke, die unter Creative Commons lizenziert sind, werden abgemahnt (vgl. Zeitbombe Abmahnung bei der Verwendung von Creative Commons).
Tu dir also selbst einen Gefallen und halte dich von Anfang an an die Regeln.
Darstellung der Quellenangaben
Früher habe ich die Quellenangaben in meinen Präsentationen in automatisch durchlaufenden Folien am Ende des eigentlichen Vortrags gezeigt. Ob diese Quellenangaben auf separaten Folien ausreichen, ist fraglich. Ich bin daher inzwischen dazu übergegangen, die Quelle direkt unter das Bild zu schreiben. Das macht weniger Arbeit und kann mit ein wenig Arbeit sogar ganz nett aussehen (vgl. Von wegen schwergewichtig – Moderne Webentwicklung mit Java EE 7). Und im Zweifel ist es einfacher, den korrekten Quellennachweis zu beweisen, wenn er unübersehbar direkt auf dem Bild platziert ist.
Fazit
Ich sage es noch einmal ganz deutlich: Im Zweifel besser zu viele als zu wenige Quellenangaben machen. Während ich die fachlichen Quellen jedoch zugunsten eigener Inhalte in der Präsentation möglichst streichen würde, sieht das bei den Bildquellen völlig anders aus. Wenn du fremde Werke nutzt, musst du sie korrekt attributieren. Selbst wenn es keinen Punktabzug für fehlende Angaben gibt, ist es zumindest dem Urheber gegenüber nur fair. Und ggfs. darfst du dich sonst auch auf spannende Fragen im Fachgespräch freuen.
In der späteren Berufspraxis ist es absolut notwendig, deine verwendeten Quellen anzugeben. In Zeiten der Veröffentlichung von Präsentationen im Internet ist die nächste Abmahnung nicht weit, wenn du Bilder nicht korrekt attributierst.
Hast du Quellenangaben in deiner Projektpräsentation verwendet? Waren es fachliche Quellen oder fremde Bilder?
Was ist eigentlich mit Bildern, die vom Firma gemacht sind? Ich gebe dann als Bildquelle : Firmennamen – Archiv? Reicht das?
Wenn du das möchtest, kannst du es angeben. Falls du die Bilder selbst gemacht hast, kannst du natürlich die Angabe weglassen.
Wie sieht es denn mit Screenshots aus, die ich in der Projektdokumentation erstellt habe und ausgelassen habe, nun aber doch noch für die Projektpräsentation verwenden möchte. Kann ich diese für die Präsentation nutzen?
Warum denn nicht? Wenn du sie selbst erstellt hast, kannst du sie einsetzen wie du willst. Was sollte deiner Meinung nach dagegen sprechen?
1) Wie schaut es mit Logos extrerner Firmen aus die man …
a) .. im eigenem Bilder-Archiv hat? Reicht da auch „Quelle: Archiv“?
b) .. direkt von der öffentlichen Webseite der entsprechenden Firma hat? Hier hat man wahrscheinlich ein Problem, sofern die Bilder nicht explizit als frei Nutzbar angeführt werden, oder? Wie würdest du das in so einem Fall machen?
2) Wie sind selbst angefertigte Screenshots aus einem nicht-öffentlichem Webshop zu handeln? Hier kann die Quelle ja nicht gegengeprüft werden.
Hallo Alex, die kurze Antwort: Du darfst alle drei Bilder nicht nutzen.
Mit den Logos ist es am schlimmsten, da hier neben den Bildrechten auch noch Markenrecht verletzt werden (können). Es ist egal, ob das Logo schon „auf deiner Festplatte“ liegt. Du hast keine Nutzungsrechte.
Bei den Screenshots kommt es darauf an, was darauf zu sehen ist. Redaktionelle Texte können dem Urheberrecht unterliegen und Bilder genauso.
Grundsätzlich musst du die Rechte zur Verwendung dieser Bilder haben. Aber wir sind da mal nicht päpstlicher als der Papst. Benutze die Bilder doch einfach für die Präsentation und bereite dich auf das Fachgespräch entsprechend vor (Urheberrecht, Markenrecht etc.). Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du danach nichtmal gefragt…
Hallo Stefan,
Bilder der Seite https://pixabay.com/ mit der Pixabay Lizenz können meiner Meinung nach ohne Quellenangabe in der Präsentation verwendet werden. Teilst du diese Einschätzung?
Viele Grüße
Lucas
Fotos von Pixabay können – wenn sie unter der entsprechenden Lizenz stehen – ohne Nachweis (Attribution) verwendet werden. Aber wer garantiert, dass die von jedem Benutzer ohne Prüfung hochladbaren Werke auch wirklich dem Uploader „gehören“? Und außerdem verwenden wahrscheinlich noch andere Prüflinge die gleichen Fotos. Ich persönlich nutze keinerlei Stockfotos mehr, sondern mache alle Fotos selbst. Und das empfehle ich insb. auch für das Abschlussprojekt.