Wie man als Anwendungsentwickler Prüfungsbester wird, erklärt Sebastian Schnieder im Interview in der einhundertvierzehnten Episode des Anwendungsentwickler-Podcasts.
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Inhalt
Allgemeines zur Person
- Wo arbeitest du?
- Mein Ausbildungsbetrieb ist die AMCON GmbH aus Cloppenburg. Ein Software-Dienstleister für Bus- und Bahnunternehmen.
- Ich absolviere aktuell ein duales Studium als Wirtschaftsinformatiker (B.Sc.) an der IBS Oldenburg.
- Die IHK-Prüfung habe ich im Rahmen des dualen Studiums absolviert, da diese dort mit integriert ist.
- Vor dem dualen Studium habe ich ein ganz normales Abitur absolviert.
- Bei der Arbeit befasse ich mich einerseits mit der mobilen Entwicklung für Android und der Entwicklung für Windows mit dem .NET-Framework.
- Mit welcher/n Programmiersprache/n arbeitest du im Alltag?
- Visual Basic, Java, Node.js
- Was machst du so im Alltag?
- Software für den Personenverkehr entwickeen, z.B. für die Ticketbuchung oder die Verwaltung von Ticketabos.
- Dafür verwende ich hauptsächlich Java unter Android.
- Was ist deine Lieblingsprogrammiersprache und warum?
- Java. Ich finde die Arbeit mit der IDE IntelliJ bzw. Android Studio sehr produktiv.
Prüfungsbester 2017
- Ausbildung
- Wie viele Azubis gibt es in eurem Unternehmen und in welchen Berufen?
- Wir bilden Fachinformatiker Anwendungsentwicklung aus.
- Aktuell haben wir insg. 8 duale Studenten und 4 normale Azubis.
- Insg. haben wir inzwischen 50 Mitarbeiter, aber als ich anfing, lagen wir noch bei 10 Kollegen.
- Wir haben mehrere Kollegen, die den Ausbilderschein gemacht haben, und es werden stetig mehr.
- Was waren die Ausbildungsinhalte?
- Zum Einstieg arbeiten wir erstmal an internen Projekten. Es gibt auch eine große eigene Software, die komplett von Azubis umgesetzt wurde.
- Recht bald können wir aber auch in echten Kundenprojekten mitarbeiten, was sehr motivierend für die Azubis ist.
- Außerdem helfen sich natürlich die Azubis untereinander.
- Durchlauft ihr unterschiedliche Bereiche im Unternehmen?
- Nein, man bleibt in der Entwicklung, da viele andere Bereiche wie Rechnungswesen ausgelagert sind.
- Ich konnte aber einmal an einer Messe mit unserem Vertriebler teilnehmen und habe auch auf Job-Messen mitgearbeitet.
- Helft ihr euch untereinander und wenn ja wie (z.B. Vorträge, Diskussionsrunden)?
- Das läuft eher auf Zuruf, es gibt keine regelmäßigen Termine.
- Wie hat dich dein/e Ausbilder/in unterstützt?
- Mit Übungsaufgaben, Einführungen in die Projekte, Code-Reviews, Pair-Programming.
- Ab und an stellen auch Kollegen von sich aus interessanten Code vor.
- Wie viele Azubis gibt es in eurem Unternehmen und in welchen Berufen?
- Abschlussprüfung
- Was war das Thema deiner Projektarbeit?
- Ich habe eine Software zur Aufnahme eines „erhöhten Beförderungsentgelts“ entwickelt (Schwarzfahrer).
- Womit hast du deine Projektdokumentation geschrieben?
- Mit LaTeX. Dafür hatten wir eine Einführung an der Uni.
- Wie hast du dich auf die schriftliche Prüfung vorbereitet?
- Es gab einen Vorbereitungskurs an der Uni, der ein halbes Jahr vorher begann.
- Die Prüfungsthemen wurden schon in der Vorlesung behandelt.
- Es gab auch Feedback von IHK-Prüfern, die in die Vorlesung kamen.
- Empfehlen kann ich auch Prüfungsvorbereitung aktuell* von Dirk Hardy.
- Wie hast du dich auf die Präsentation und das Fachgespräch vorbereitet?
- Unser Geschäftsführer ist IHK-Prüfer. Er hat mir nach einer Probepräsentation Feedback gegeben und Verbesserungsvorschläge gemacht.
- Präsentationen haben wir bereit vorher oft in Uni geübt. Es gab sogar ein separates Modul zum Thema Soft Skills.
- Wie lief die mündliche Prüfung ab?
- Ich habe eine Live-Demo mit eigener Hardware (Tablet) gezeigt und extra das IHK-Logo eingebaut. Das Tablet habe ich auf den Beamer umgeleitet.
- Die Prüfer haben ihre Fragen untereinander aufgeteilt. Die Themen waren: Datenbanken, Testen, Android, Klasse/Objekt, Polymorphie.
- Ich musste auch eine
for
-Schleife an die Tafel schreiben.
- Was waren die größten Herausforderungen für dich?
- Die schriftliche Prüfung war in ihrer Fragestellung ungewohnt für mich als Studenten.
- Der Aufwand für die Dokumentation war sehr hoch. Das hatte ich unterschätzt.
- Ich habe die Amortisation aus Sicht des Kunden berechnet und nicht aus Sicht meines Unternehmens. Da war ich mir unsicher, ob das so in Ordnung ist.
- Welche Tipps hast du für andere Prüflinge?
- Jeder muss das Projekt verstehen können. Trotzdem muss man auch fachlich tief einsteigen und zeigen, was man kann.
- Ich habe einen Prüfungstrainer* mit Erklärungen zur Vorbereitung verwendet und mir die Antworten hauptsächlich mit Google und Erklärungen auf YouTube erarbeitet.
- Ich empfehle auch, sich andere Projektdokumentationen zur Inspiration anzuschauen und insb. aufs Inhaltsverzeichnis zu achten, um zu prüfen, ob man an alle Inhalte gedacht hat.
- Um die Projektpräsentation gut rüberzubringen, muss man sich in die Zielgruppe hineinversetzen.
- Was war das Thema deiner Projektarbeit?
- Bestenehrung
- Welche Note hast du genau bekommen?
- Gesamtnote „sehr gut“ (1)
- 95% gab es für die Projektdokumentation, 100% für Projektpräsentation und Fachgespräch.
- Wie lief die Bestenehrung ab?
- Es war eine tolle Veranstaltung mit vorherigem Frühstück. Viele Reden und vor allem viele Prüflinge, die geehrt wurden. Es waren ja alle Berufe vertreten und nicht nur die Fachinformatiker.
- Welche Note hast du genau bekommen?
- Zukunft
- Was ist der Thema deiner Bachelorarbeit?
- Ich habe schon eine Idee rund um den Ticketverkauf. Es geht um die Ablösung einer alten Software mit Anbindung von Displays im Bus über Bluetooth.
- Wie geht es jetzt bei dir weiter (z.B. feste Anstellung, Studium)?
- Ich werde erstmal das Studium beenden.
- Danach würde ich gere noch einen Master anhängen.
- Was ist der Thema deiner Bachelorarbeit?
Aus- und Weiterbildung
- Bildest du selbst Entwickler-Nachwuchs aus und wenn ja, wie ist das Vorgehen?
- Nebenbei helfe ich als normaler Mitarbeiter den Azubis, aber nicht als Ausbilder.
- Was ist das letzte Fachbuch mit Bezug zur Programmierung, das du selbst gelesen hast?
- Ich nutze eher das Internet, insb. StackOverflow. Aber Clean Code* kann ich sehr empfehlen. Auch Design Patterns* sollte man sich anschauen.
- Was ist dein absolutes Lieblingsbuch mit Bezug zur IT/Programmierung und warum?
- Clean Code*. Visual Basic habe ich mit dem Buch von Thomas Theis gelernt: Einstieg in Visual Basic*. Für Java habe ich Java ist auch eine Insel* gelesen und speziell für Android Android-Apps entwickeln für Einsteiger*.
- Welche Quellen kannst du für die Aus- und Weiterbildung im Bereich Programmierung empfehlen und warum?
Abschluss
- Wo können die Hörer mehr über dich erfahren bzw. dich kontaktieren?
- Auf meiner Website: http://www.sebastian-schnieder.de/. Dort findet man verschiedene Kanäle, um mich zu kontaktieren.
Literaturempfehlungen
- Prüfungsvorbereitung aktuell – Fachinformatiker Anwendungsentwicklung: Abschlussprüfung* von Dirk Hardy.
* - Prüfungstrainer Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung*
* - Robert C. Martin – Clean Code: A Handbook of Agile Software Craftsmanship*
* - Design Patterns – Elements of Reusable Object-Oriented Software*
* - Christian Ullenboom – Java ist auch eine Insel*
* - Einstieg in Visual Basic*
* - Android-Apps entwickeln für Einsteiger*
*
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- Berufsbeste der IHK Oldenburg
Nicht sehr informativ … macht ein Studium auf irgender spez. Schule, schon ewig mit Programmierung beschäftigt, Insider-Tipps quasi auch noch bekommen und ein intressantes Projekt welches er auch noch vorführen konnte … hatte schon eine fertige Vorlage für das Projekt und Einführungskurse in Latex … kein normaler Azubi Verlauf … in meinen Augen damit etwas außerhalb des üblichen Bewertungsschemas
Womit vergleichst du das denn? Was ist „normal“? Sebastian wurde halt sehr gut unterstützt in seiner Ausbildung, was ich auch gut finde und mir auch von anderen Unternehmen wünschen würde.
Eine LaTeX-Einführung ist für mich z.B. ganz „normal“ bei der Ausbildung meiner eigenen Azubis und Unterstützung bei der Themenfindung für die Projektarbeit auch. Das sollte ein gutes Ausbildungsunternehmen alles bieten.