Maßnahmen für eine erfolgreiche Ausbildung zum Fachinformatiker – Anwendungsentwickler-Podcast #113

Einige meiner Maßnahmen für die erfolgreiche Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung stelle ich in der einhundertdreizehnten Episode des Anwendungsentwickler-Podcasts vor.

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Inhalt

Die hier genannten Maßnahmen setze ich selbst – die meisten schon seit einigen Jahren – in der Ausbildung bei der ALTE OLDENBURGER Krankenversicherung AG ein. Es geht also nicht um Ideen aus der Theorie, sondern um praxiserprobte konkrete Dinge, die man tun kann, um die Ausbildung zu optimieren.

Allgemein

  • Sehr gut ist, wenn die Azubis selbstständig eigene Maßnahmen erarbeiten oder zumindest zur konkreten Gestaltung beitragen können.
  • Die einzelnen Maßnahmen können durchaus angepasst werden, wenn sie nicht (mehr) funktionieren.
  • Einige Maßnahmen entfalten ihre Wirkung erst nach längerer Zeit und sollten daher nicht vorschnell wieder beendet werden.

Unregelmäßig/einmalig

  • Neue fachliche Inhalte bringen sich die Azubis mehr oder weniger selbstständig bei, in dem entsprechende Tutorials bearbeitet werden. Beispiele: Java, Git, SQL, Datenbanken.
  • Mit Buchclubs kann die tiefergehende Auseinandersetzung mit einem Thema gefördert werden und der sanfte Druck, bis zu einem gewissen Termin bestimmte Kapitel eines Buches gelesen haben zu müssen, fördert auch die langfristige Auseinandersetzung mit dem Buch.
  • Azubis aus den höheren Lehrjahren sollten als Mentoren für die neuen Azubis zur Verfügung stehen. Dadurch lernen sie selbst den Stoff noch einmal intensiver, weil sie ihn erklären müssen. Aber auch die neuen Azubis profitieren, da die älteren Azubis näher an ihrem Wissensstand sind als ein langjähriger Ausbilder und die Probleme vielleicht etwas besser im Blick haben.
  • Beim Azubi-Rundlauf besuchen die Azubis die Teilbereiche unserer IT-Abteilung bzw. auch die Fachbereiche unseres Unternehmens. Zum einen bekommen sie dadurch ein besseres Verständnis von den Aufgaben der Kollegen, sie können aber auch in den Fachbereichen konkrete Probleme oder potentielle Projekte identifizieren, um die Arbeit im Unternehmen zu optimieren.
  • Jeder Azubi bekommt während der Ausbildung Zeit, um seinen eigenen Webserver aufzusetzen. Der kann dann z.B. für einen Blog, aber auch für ein Git-Repository oder OwnCloud genutzt werden. Dabei lernen die Azubis quasi nebenbei den Umgang mit Linux, die Absicherung eines Internetservers und vielleicht sogar noch eine neue Programmiersprache.

Regelmäßig/wiederholend

  • Täglich
    • In einem täglichen Standup-Meeting werden die aktuellen Aufgaben aller Teilnehmer besprochen und eventuell neu priorisiert. Dadurch bekomme ich als Ausbilder einen besseren Überblick über die aktuellen Tätigkeiten und kann Probleme auch frühzeitig erkennen. Hier kann man z.B. die drei Fragen aus dem Daily Scrum beantworten:
      • Was habe ich seit dem letzten Mal bearbeitet?
      • Was werde ich bis zum nächsten Mal bearbeiten?
      • Was waren meine Probleme?
  • Wöchentlich
    • Wöchentlich führe ich mit jedem meiner Azubis ein 30-minütiges O3 durch, in dem wir über den aktuellen Stand der Ausbildung aber auch private Inhalte sprechen können.
    • Zusätzlich gibt es ein Weekly Review mit allen Azubis, in dem jeder Teilnehmer seinen Link der Woche vorstellt, einen Code-Schnipsel, der ihn stolz macht, und die Inhalte meiner Website (Podcast oder Fachartikel) besprochen werden.
    • Gerade zu Beginn der Ausbildung führe ich auch wöchentlich Lernzielkontrollen mit den Azubis durch, um von Anfang an zielgerichtet auf die Abschlussprüfung hinzuarbeiten.
  • Zweiwöchentlich
    • Alle zwei Wochen findet unsere Teambesprechung statt, zu der die Azubis die Besprechungsprotokolle anfertigen. Dabei sollen sie sich mit den verwendeten Fachbegriffen auseinandersetzen und so ganz nebenbei die Inhalte des Berufs und des eigenen Unternehmens lernen.
    • Im Bi-Weekly Review sprechen wir über durchgeführte Code Reviews und Pair Programmings. Jeder Azubi hat die Möglichkeit, eigenen Code Review zu lassen, aber auch sich Code eines anderen anzuschauen. Und darüber hinaus sollen sie noch Pair Programmings mit anderen Kollegen durchführen.
  • Monatlich
    • Einmal im Monat wird das Berichtsheft kontrolliert. Dieser wichtige Ausbildungsinhalt, der auch wichtig für die Zulassung zur Prüfung ist, soll von den Azubis eigenständig einmal im Monat erstellt werden und wird dann von mir als Ausbilder korrigiert und abgezeichnet.
    • Jeder Azubi soll einmal im Monat einen längeren Fachartikel schreiben, der potentiell auch auf dem eigenen Blog veröffentlicht werden kann. Ich korrigiere den Artikel und gebe Feedback zum Inhalt.
    • Alle drei Monate soll jeder Azubi einen kurzen Fachvortrag vor der IT-Abteilung halten. Dies dient der Vorbereitung auf die spätere Projektpräsentation, aber auch wieder der Vertiefung bestimmter fachlicher Inhalte.
    • Ab dem zweiten Lehrjahr gehe ich mit den Azubis einmal im Monat eine komplette IHK-Prüfung durch, damit das große Themenspektrum langfristig erarbeitet werden kann und auch die Fragestellung der IHK klar wird.
  • Halbjährlich
    • In halbjährlichen Evaluierungsgesprächen wird langfristig die Ausbildung geplant und ein detailliertes Feedback zur Arbeit des Azubis, aber auch des Ausbilders eingeholt.
  • Jährlich
    • Einmal im Jahr führen die IT-Azubis für die neuen Azubis ein Bootcamp durch, bei dem technische Inhalte wie z.B. Shortcut in häufig benutzten Programmen oder kleine Tools, um die Arbeit zu erleichtern, vorgestellt werden. Dies trainiert die Azubis für Schulungen und beim Sprechen vor großen Gruppen.

Literaturempfehlungen

Das hier sind die Bücher aus dem erwähnten Buchclub.

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About the Author
Ausbildungsleiter für Fachinformatiker Anwendungsentwicklung und Systemintegration, IHK-Prüfer und Hochschuldozent für Programmierung und Software-Engineering.

11 comments on “Maßnahmen für eine erfolgreiche Ausbildung zum Fachinformatiker – Anwendungsentwickler-Podcast #113

  1. Marcel sagt:

    Wenn ich das so lese, möchte man gern meine gesamte Ausbildung bei euch wiederholen.

  2. Stefan Macke sagt:

    Hehe 🙂 Bei uns ist die Ausbildung der zentrale Weg, um den Nachwuchs zu sichern. Daher ist uns (und auch mir persönlich) eine gute Ausbildung sehr wichtig.

  3. Marcel sagt:

    Ich hab echt Angst mich zu bewerben. Ich weiss überhaupt nicht was der Stand der Dinge ist. In der Ausbildung wird alles nur kurz mal 5-10 Tagen oft Theoretisch angerissen und bei mir in der Praxis wird programmier wir vor 20 Jahren wo es noch angesagt war was in Basic zu schreiben. Am meisten macht mir die kommende Prüfung Angst. Ich kann überhaupot nicht frei auf Zeitdruck reden. 🙁

  4. Johann sagt:

    Kein Wunder das bei euch die Azubis mit einen sehr guten Abschlussraus kommen. Sehr geil.
    Mal sehen ob ich paar Leute in der Umschulung dafür begeistern könnte.

  5. Sinan sagt:

    Bei euch werden richtige Fachinformatiker ausgebildet und nicht nur IHK-Prüfungsbesteher.

    Hier merkt man erst den Unterschied zwischen betrieblicher und schulischer Ausbildung.
    Muss noch vieles dazu lernen. Gut, das es dein Podcast gibt, hör ich mir gern in der Früh immer an.

  6. Stefan Macke sagt:

    Hallo Sinan, danke für dein Feedback! Ich hoffe, ich kann dir bei deiner eigenen Ausbildung helfen! Viel Erfolg!

  7. Chloe sagt:

    Wenn ich das hier lese kann ich nur neidisch werden, insbesondere wenn man auf meine verkorkste Ausbildung zurück blickt. Den Ausbilder, mit dem Ausbildungsschein, habe ich die drei Jahre lang nur in den wöchentlichen Meetings gesehen, bei denen es aber sehr selten um Ausbildungsinhalte ging. Ausbilden sollten mich die normalen Mitarbeiter, die meinten aber immer nur, sie hätten keine Zeit für mich. Die Folge war, dass ich im ersten Jahr nahezu alle Programmierbücher durchgearbeitet habe, die im Unternehmen vorhanden waren und die restlichen zwei Jahre habe ich versucht, mich irgendwie selbst zu beschäftigen. In den drei Jahren habe ich ganze zwei kleinere Programme für den Betrieb entwickelt.
    Und nun versuche ich mich wiederholt als externer Prüfling durch die IHK-Prüfung zu hangeln und hoffe, mir das fehlende Praxiswissen hinterher aneigen zu können.
    Am Liebsten würde ich alles hinschmeißen und nochmal woanders (am liebsten bei Euch 🙂 ) von vorne anfangen, aber das geht wohl nicht.

  8. Stefan Macke sagt:

    Hallo Chloe,

    tut mir leid, dass es bei dir mit der Ausbildung nicht so gut gelaufen ist. Aber da bist du sicherlich (leider) nicht alleine. Ich hoffe, dass die Inhalte auf dieser Website dir bei der Prüfungsvorbereitung helfen. Ich wünsche dir viel Erfolg!

    Viele Grüße!
    Stefan

  9. David sagt:

    Habe genau diese Sachen in meinem Betrieb als ich im 2ten Le(e)hrjahr war vorgeschlagen und wurde nur als unverschämt betitelt bzw. auch belächelt. Mein Ausbilder ist nie da und antwortet mir bei Fragen nie. Heute schrieb ich meine IHK-Prüfung und habe (so denke ich es – hoffentlich komme ich irgendwie noch durch) grandios versagt. Natürlich war es allen Schei*egal als ich im Oktober fragte ob man mit mir zusammen lernen könnte und man meinte ich solle gefälligst selbst für meine Prüfungen lernen. Rahmenplan? Feedback? Nie gesehen. Mein Berichtsheft ist seit Dezember 2019 nicht unterschrieben worden.

    Ach Stefan, ich wünschte wirklich ich hätte solch einen engagierten Ausbilder wie dich gehabt. Was du alles für deine Azubis tust klingt wirklich wie der Himmel auf Erden. Ein Einstieg ins Berufsleben wie man sich ihn nur wünschen kann. Kein Wunder, dass deine Lehrlinge so gut durch kommen. Ich bin wirklich sehr motiviert, aber wenn man den ganzen Tag nur alleine im Büro sitzt hat man irgendwann einfach keine Lust mehr.

    Danke, dass du diese tolle Website betreibst. Ich höre immer wieder gerne rein!

  10. Stefan Macke sagt:

    Hallo David, das tut mir leid. Du bist aber durchaus kein Einzelfall. Ich erlebe ähnliche „Ausbildungen“ leider auch immer wieder in den IHK-Prüfungen. Ich kann dir nur einen Tipp geben: Zieh die letzten Prüfungsteile durch und versuche, das Beste rauszuholen. Wenn du deinen Betrieb nach der Ausbildung verlässt, kannst du dich bei deiner IHK über die mangelnde Ausbildung beschweren. Meistens bringt das allerdings wenig, aber vielleicht hilft es deinen potentiellen Nachfolgern.

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