Rückblick auf die Projektdokumentationen zur Sommerprüfung 2016 – Anwendungsentwickler-Podcast #65

Einen kurzer Rückblick auf meine „Highlights“ der Projektdokumentationen zur Sommerprüfung 2016 gibt die fünfundsechzigste Episode des Anwendungsentwickler-Podcasts.

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Inhalt

  • Plagiate nehmen Überhand. Insbesondere von dieser Seite. Dringende Warnung: Das kann die Note und/oder die Prüfung kosten!
  • Viele Dokumentationen nutzen die verfügbare Seitenzahl nicht aus.
  • Zentrale Inhalte fehlen (z.B. Benutzerdoku, Screenshots, Code-Beispiele).
  • Azubis scheinen heutzutage richtig Geld zu verdienen, gemessen an bis zu 120 EUR Stundensatz.
  • Der Einsatz von in den Unternehmen etablierten Technologien wird nicht begründet, sondern einfach hingenommen.
  • Jeder Prüfer sollte sich mit den Details der Plattformen der Prüflinge auskennen. Das kann man jawohl erwarten.
  • Es werden offensichtlich am Markt verfügbare Softwareprodukte (schlecht) nachprogrammiert.
  • Der Projektablauf ist in sich nicht stimmig (z.B. angeblich agil entwickelt, aber riesiges Klassendiagramm vorab erstellt).
  • Bei Code Reviews kommt seltsamerweise nie etwas heraus. Der Azubi-Code ist anscheinend immer perfekt.
  • Highlights
    • „Der Objektkatalog in Visual Studio reicht als Entwicklerdoku.“
    • Projekttitel über 3 Zeilen (!) in der Kopfzeile.
    • Suche „,“, ersetze durch „“.
    • Die Entwicklerdoku ist eine Ansammlung von Regeln für die Formulierung von Commit-Nachrichten.
    • Eine hochmathematische Amortisationsrechnung mit Formeln über eine ganze Seite (hätte auf 3 Zeilen reduziert werden können).
    • „Ich habe das Open-Closed-Prinzip umgesetzt. Weiß aber nicht wie.“
    • Der gesamte Programmcode war auf Englisch, aber die zentrale Entität war auf Deutsch benannt.

Links

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Polyglot Clean Code Developer
About the Author
Ausbildungsleiter für Fachinformatiker Anwendungsentwicklung und Systemintegration, IHK-Prüfer und Hochschuldozent für Programmierung und Software-Engineering.

12 comments on “Rückblick auf die Projektdokumentationen zur Sommerprüfung 2016 – Anwendungsentwickler-Podcast #65

  1. Code 5 sagt:

    Stefan scheint etwas geladen zu sein 🙂
    Kann ich aber nachvollziehen.

    Ehrlichkeit währt doch am längsten.
    Selbst wenn es Leute schaffen sich da durchzumogeln, die Realität wird die wieder einholen.

  2. Stefan Macke sagt:

    Hehe 🙂 Sorry für den Gefühlsausbruch 😉

  3. Julia sagt:

    Klasse Podcast, ich kann da in fast allen Punkten nur zustimmen!

    Ich stehe selber am Anfang meines Abschlussprojektes (Abschluss Winter 2016/17) und kann zu der Frage, warum ein bereits existierendes Produkt nachprogrammiert wird aus eigener Erfahrung sagen:
    ich weiß es auch nicht.
    Es gibt so viele tolle günstige Programme die nicht nur die Anforderungen erfüllen, sondern meist sogar noch mehr können.
    Ich arbeite selbst in einem sehr großen Unternehmen und hier wird – was eben solche Ausgaben angeht – auf jeden Cent geschaut. Und wenn durch das (schlechte) Selbst-Programmieren auch nur 1€ im Monat gespart werden kann, dann wird das gemacht.

    Ich persönlich finde das sehr schwachsinnig, nur leider sieht oftmals die Realität (und Mentalität) der Konzerne anders aus. 🙁
    Mein Abschluss Projekt wird vermutlich auch aus einer Aufgabe bestehen, die locker schon vorhanden ist am Markt, aber man ist ja – wie du so schön gesagt hast – sehr speziell in seinen Anforderungen und das KANN es ja gar nicht am Markt geben. 😉

    LG!

  4. Stefan Macke sagt:

    Hallo Julia,

    ich kann schon verstehen, dass es in vielen Betrieben einen starken Kostenfruck gibt. Und oft findet sich – gerade bei mehreren Azubis – auch kein geeignetes Projekt zum Zeitpunkt des Abschlusses. Ich finde es nur immer sehr schade.

    Viel Erfolg bei deinem Projekt!

    Viele Grüße!
    Stefan

  5. Sarah sagt:

    Hallo Stefan,

    ich verfolge deinen Podcast mit großem Interesse und möchte mich erst einmal für deine Arbeit, die du dir damit machst, bedanken.

    Allerdings ist mir schon häufiger aufgefallen, dass du Dinge erwähnst oder hervorhebst, die doch SEHR speziell auf deine IHK zutreffen. An manchen Stellen kann das angehende Prüflinge schon sehr verunsichern und verwirren.

    In diesem Fall zum Beispiel die Bearbeitungszeit der Projektdokumentation.
    In den meisten Fällen, und auch eigentlich bundeseigentlich laut Ausbildungsordnung, muss die „Projektdokumenation“ innerhalb der Bearbeitungszeit von 35/70 Stunden liegen (§15 Absatz 2 Verordnung
    über die Berufsausbildung im Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnik: “ [..]1. in der Fachrichtung Anwendungsentwicklung in insgesamt höchstens 70 Stunden für die Projektarbeit einschließlich Dokumentation [..]“). Vielleicht solltest du das mal deiner IHK mitteilen. 😉

    Auch im Forum von „https://www.fachinformatiker.de/“ habe ich schon oft von dir gelesen, dass du bereits ~10 Stunden sehr viel für die Dokumentation empfindest. Die IHKs hier im Umkreis geben eine Bearbeitungszeit von 11-14 Stunden vor; was ich auch für wesentlich realistischer halte. Meines Erachtens braucht man in der Realität sogar meist noch mehr.

    Liebe Grüße

    Sarah

  6. Stefan Macke sagt:

    Hallo Sarah,

    vielen Dank für deinen Kommentar. Freut mich, wenn ich helfen kann.

    Ich muss dir aber leider widersprechen. Die von dir zitierte Verordnung bezieht sich auf die Benutzer- und Entwicklerdokumentation (übliche Bestandteile einer Projektarbeit), nicht auf die Projektdokumentation (Prüfungsleistung). Ich habe das Thema bereits hier einmal im Detail besprochen: Ist die Projektdokumentation Teil der Bearbeitungszeit des IHK-Abschlussprojekts?

    Dennoch ist das ein Streitthema, das leider von jeder IHK anders gehandhabt wird. Daher gilt mein Rat: Bittet eure konkrete IHK um eine Aussage. Die Aussage „meiner“ IHK habe ich verbindlich bekommen und es war auch ein Rechtsvertreter anwesend, der sicherlich widersprochen hätte, wenn das nicht konform zur Verordnung wäre.

    Deine Anmerkung zur Zeit für die Dokumentation passt, wenn die Projektdokumentation Teil der Projektzeit ist. Falls es sich nur um Benutzer-/Entwicklerdoku handelt (wovon ich ausgehe), sind 10 Stunden deutlich zu viel! Da sollten auch 5 Stunden reichen (für ein Word-Dokument und auf Knopfdruck generierte Quelltextdoku). Das Thema Bearbeitungszeit der Projektdoku habe ich hier schon einmal behandelt: Wie viel Zeit sollte man für die Projektdokumentation einplanen?

    Viele Grüße!
    Stefan

  7. Sarah sagt:

    Hallo Stefan,

    auch die Ausbildungsordnung ist in meinen Augen da doch sehr eindeutig und du zitierst es in deinem Link auch selber.
    Ausbildungsordnung:

    Durch
    die Projektarbeit und deren Dokumentation soll der Prüfling belegen, dass er Arbeitsabläufe
    und Teilaufgaben zielorientiert unter Beachtung wirtschaftlicher, technischer,
    organisatorischer und zeitlicher Vorgaben selbständig planen und kundengerecht umsetzen
    sowie Dokumentationen kundengerecht anfertigen, zusammenstellen und modifizieren kann.

    Mit der fett markierten Dokumentation ist in meinen Augen eideutig die Projektdokumentation gemeint, da im weiteren Satz darin als kursiven Teil markiert die Benutzer- und Entwicklerdokumentation inkludiert wird.

    Des weiteren würde ansonsten auch der vorangegangene Teil des Satzes nicht vollständig keinen Sinn machen, da weder in einer Benutzer- noch in einer Entwicklerdokumentation im ausreichendem Maße auf „wirtschaftliche und organisatorische Vorgaben“ eingegangen werden kann. Diese sollten in einem Projekt nämlich nicht nur in der Planungsphase sondern auch in der Abschlussphase in Form eines Soll-Ist-Vergleichs berücksichtigt werden.

    Liebe Grüße

    Sarah

  8. Stefan Macke sagt:

    Das verstehe ich (und anscheinend auch „meine“ IHK) anders: „Projektarbeit und Dokumentation […] umsetzen sowie Dokumentationen […]“.

    Aber letztlich ist auch egal, was wir beide darunter verstehen. Die konkrete IHK hat das letzte Wort und man sollte sich besser daran halten, was sie sagt. Mit solchen Argumentationen kommt man nämlich bei einem schlechten Prüfungsergebnis nicht weit 😉

    Und da es sowohl für den Fall der inkludierten Projektdokumentation, als auch für den der exkludierten Beispiele bei IHKen gibt, kommt man nicht drumherum, die eigene IHK zu befragen.

  9. Ricardo sagt:

    Hey Stephan,

    danke für diese Webseite. Deine Tipps haben mir in der Prüfungszeit sehr geholfen. Hatte diese Woche meine mündliche Prüfung und habe mit insgesamt 84% bestanden, wobei meine Projektdoku mit 98% bewertet wurde :).

  10. Stefan Macke sagt:

    Hallo Ricardo,

    wow, das ist ja eine tolle Leistung! Herzlichen Glückwunsch! 🙂

    Wenn du Interesse an einer Veröffentlichung deiner „sehr guten“ Dokumentation hast, melde dich einfach bei mir.

    Viele Grüße und einen guten Start in den Beruf!
    Stefan

  11. Marko sagt:

    Hallo Stefan,

    ich habe eine Frage zu dem Punkt:

    Plagiate nehmen Überhand!

    Wenn man mal z.B. die Projektdokus von Markus und Gerda vergleicht, dann findet man dort einige Abschnitte, die 1:1 bei beiden gleich sind.

    Dementsprechend fällt es mir schwer einzuschätzen, ab wann denn nun eine Doku als Plagiat zählt, und an welchen Kriterien man das festmacht.

    Hoffe Du kannst mir da etwas weiterhelfen.

    Liebe Grüße

    Marko

  12. Stefan Macke sagt:

    Hallo Marko,

    da gebe ich dir recht. Das werde ich oft gefragt. Das hängt jetzt ganz von den konkreten Passagen ab. Die „doppelten“ Inhalte in den Dokus beziehen sich z.B. auf unternehmenseinheitliche Dinge wie Entwicklungsprozess, Stundensatz usw. Und da ist es nicht sinnvoll, dass jeder Azubi sich einen eigenen Text ausdenkt. Wenn ich z.B. zwei Dokus von der Telekom (nur ein Beispiel!) lese, sind auch viele Teile identisch, einfach weil es Informationen zum Unternehmen sind.

    Solange keine Inhalte übernommen werden, die die eigentliche Arbeit des Prüflings darstellen (Entwicklung, Tests, Doku usw.), sehe ich kein Problem. Und um auf Nummer sicher zu gehen, kann man ja darauf verweisen, dass gewisse Inhalte „Vorgaben des Unternehmens“ sind.

    Viele Grüße!
    Stefan

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