Seitenverhältnis der Folien in der Projektpräsentation: 16:9 oder 4:3?

Häufig wird mir die Frage gestellt, in welchem Seitenverhältnis man die Projektpräsentation gestalten sollte: 4:3 oder 16:9? Ich würde aktuell das Format 4:3 empfehlen. In diesem Beitrag erkläre ich, warum ich von 16:9 abraten würde.

Beamer unterstützen 16:9 (noch) nicht so gut

Ich würde zu 4:3 raten, da die meisten Beamer in der „freien Wildbahn“ 16:9 (noch) nicht unterstützen. Wenn man seinen eigenen Beamer mit zur Prüfung bringt, ist das natürlich egal, aber bei vielen Prüfungen muss man mit dem Equipment vor Ort arbeiten. Und erfahrungsgemäß ist das nicht immer die neuste Technik.

Eine Präsentation dann noch schnell auf das Format des Beamers umzustellen, kann eigentlich nur zu gestauchten Folien führen. Der Eindruck des Prüfer von der Präsentation ist dann natürlich nicht optimal.

Wenn es unbedingt 16:9 sein soll, dann stellt bitte unbedingt vorher sicher, dass der Beamer, mit dem ihr eure Projektpräsentation haltet, das Format auch wirklich korrekt darstellen kann.

Bilder können bei 16:9 nicht optimal dargestellt werden

Der erste Punkt wird sich im Laufe der Zeit sicherlich abschwächen und irgendwann irrelevant werden, aber mein zweiter Punkt ist der wichtigere: Im Format 16:9 lassen sich die meisten Bilder nicht optimal darstellen.

Wenn man Bilder in die Präsentation einbauen will (was ich dringend empfehlen würde; siehe Literatur zu [Die 11 häufigsten Fehler in der Projektpräsentation – Anwendungsentwickler-Podcast #7][podcast7]), wird das im Format 16:9 schwierig, da die meisten Kameras im Format 4:3 oder gar 3:2 knipsen (siehe Seitenverhältnis). Das sieht dann auf der Folie nicht so prickelnd aus, da man entweder das Bild stark beschneiden muss oder einen dicken Rand auf der Folie hat.

Die folgenden Beispiele illustrieren dieses Problem.

Bildschirmfüllend und zugeschnitten

Um das Beispielfoto (von Negativespace) ansprechend auf der Folie zu platzieren, kann man es bildschirmfüllend darstellen, muss dann allerdings das Bild etwas zuschneiden. Bei 16:9 muss das Bild vertikal beschnitten werden und der Verlust beträgt ca. 16% der Bildfläche.

FIAE Projektpräsentation 16:9 - Zugeschnitten

Bei 4:3 muss das Bild horizontal beschnitten werden und der Verlust beträgt ca. 11% der Bildfläche. Es gehen also insgesamt weniger Inhalte verloren und der Beschnitt ist (für die meisten Bilder) nicht so schlimm, da die Inhalte vertikal komplett dargestellt werden können. Alle drei Formate sind ja breiter als hoch und daher werden die meisten Fotografen darauf achten, den vertikalen Raus auszunutzen und ggfs. unwichtigere Elemente am Rand zu platzieren (eine wichtige Kompositionsregel ist dabei die Drittel-Regel).

FIAE Projektpräsentation 4:3 - Zugeschnitten

Kompletter Inhalt mit Rand

Um das Bild komplett darstellen zu können, muss es so auf der Folie platziert werden, dass sich ein Rand ergibt. Bei 16:9 ergibt sich ein Rand links und rechts.

FIAE Projektpräsentation 16:9 - Rand

Bei 4:3 ergibt sich ein Rand oben und unten.

FIAE Projektpräsentation 4:3 - Rand

Wobei man diesen Rand durch geschicktes Platzieren des Bildes noch für eine Überschrift nutzen könnte und damit den Platz nicht komplett verliert. Bei 16:9 ist es sehr schwierig, Text im Rand zu platzieren, da Text normalerweise eher breiter als hoch ist.

FIAE Projektpräsentation 4:3 - Rand mit Überschrift

Kleine Version im Corporate Design

Gerade beim häufig verwendeten Layout mit Überschrift und Fußzeile ist auf der Folie nur noch sehr wenig Platz für das Bild und viel Fläche wird verschenkt (ein Grund warum ich genau das nicht empfehle: Corporate Design ist Pflicht – Mythen der Projektpräsentation).

Dieses Problem ist im Format 16:9 allerdings viel offensichtlicher als bei 4:3.

FIAE Projektpräsentation 4:3 - Klein mit CD

Bei 16:9 ist der Leerraum auf der rechten Seite sehr viel größer als bei 4:3.

FIAE Projektpräsentation 16:9 - Klein mit CD

Fazit

Meine Empfehlung ist nicht in Stein gemeißelt. Wenn man es hinbekommt, trotz der obigen Probleme eine vernünftige Präsentation zu gestalten – z.B. indem Bilder so beschnitten werden, dass die wichtigsten Inhalte erhalten bleiben, oder einfach anders auf der Folie platziert werden – spricht nichts gegen das Format 16:9.

Ich denke aber, dass für die meisten Prüflinge 4:3 das Format der Wahl ist, da sie schon genug andere Probleme bei der Gestaltung der Präsentation haben.

Wie seht ihr das? Habt ihr eine Empfehlung? Oder vielleicht sogar Beispiele für gute Präsentationen im Format 16:9?

Polyglot Clean Code Developer
About the Author
Ausbildungsleiter für Fachinformatiker Anwendungsentwicklung und Systemintegration, IHK-Prüfer und Hochschuldozent für Programmierung und Software-Engineering.

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