- Corporate Design ist Pflicht – Mythen der Projektpräsentation
- Die Agenda muss auf jeder Folie stehen – Mythen der Projektpräsentation
- Sourcecode gehört nicht in die Präsentation – Mythen der Projektpräsentation
- Die Wirtschaftlichkeit interessiert niemanden – Mythen der Projektpräsentation
- Technische Inhalte kann man nicht mit Bildern illustrieren – Mythen der Projektpräsentation
- Animationen sind verboten! – Mythen der Projektpräsentation
- Cliparts werten die Folien auf! – Mythen der Projektpräsentation
- Foliennummern bzw. Seitenzahlen gehören auf jede Folie! – Mythen der Projektpräsentation
In meiner Reihe Mythen der Projektpräsentation behandle ich heute mein Lieblingsthema, wenn es um Präsentationen geht: Bilder.
Viele Prüflinge sind der Meinung:
Ich habe ein technisches Projekt umgesetzt. Das kann man nicht mit Bildern darstellen. Ich muss Textfolien nutzen. Geht doch gar nicht anders!
Diese Annahme ist falsch. Man kann grundsätzlich alle Inhalte mit Bildern illustrieren; es ist nur eine Frage des Aufwands – und der Kreativität.
Noch einen Hinweis vorab: Es geht bei der Abschlusspräsentation der Projektarbeit nicht um eine Marketing-Veranstaltung, bei der es das Ziel ist, die Prüfer mit „Hochglanzfolien“ zu beeindrucken. Es muss auf jeden Fall die Technik und Wirtschaftlichkeit gezeigt werden und der fachliche Inhalt ist das A und O der Prüfung. Die Foliengestaltung ist nur ein kleiner Teil der Bewertungskriterien.
Dennoch empfehle ich, die Präsentation ansprechend zu gestalten. Dazu muss man keine Bilder verwenden, aber zahlreiche Studien zeigen, dass dies ein geeigneter Weg ist, um mehr Aufmerksamkeit von seinen Zuhörern zu bekommen. Und vor allem ist es ein geeigneter Weg, um bei den Prüfern im Gedächtnis zu bleiben. Denn bei 8 Präsentationen hintereinander an einem Prüfungstag, die alle fast gleich aufgebaut sind und ähnlich aussehen, sticht eine etwas anders gestaltete Präsentation durchaus positiv hervor.
Beispiele für den sinnvollen Einsatz von Bildern
Es ist sicherlich nicht immer einfach, geeignete Bilder zu finden, um bestimmte Sachverhalte sinnvoll zu illustrieren. Aber ein paar Bereiche der Projektpräsentation bieten sich förmlich dafür an. Im Folgenden zeige ich einige Beispiele für den gezielten Einsatz von Bildern in der Präsentation.
Die Beispiele stammen hauptsächlich aus Gerdas Präsentation. Ergänzt habe ich noch ein paar Folien aus einer eigenen Präsentation im Rahmen einer Natural-User-Group.
Vorstellung des Prüflings und des Betriebs
Die Vorstellung des Prüflings und des Betriebs besteht meistens aus langweiligen Punktlisten, z.B. Name, Anzahl Mitarbeiter, Standorte, Produkte usw. Gerade die genannnten Punkte lassen sich allerdings hervorragend mit Bildern darstellen, z.B. mit einem Foto des Geschäftsgebäudes oder der Abteilung des Prüflings. Dadurch bekommt der Prüfungsausschuss auch gleich ein besseres Bild vom Unternehmen und den dort beschäftigten Mitarbeitern. Wenn das Unternehmen Produkte herstellt, kann man natürlich auch die visuell darstellen, anstatt sie langweilig aufzulisten.
Durch ein paar gute Bilder lässt sich auch die benötigte Zeit für die Vorstellung des Betriebs deutlich kürzen, da dieser Teil der Präsentation ohnehin kaum zur Benotung beiträgt, weil er nicht die Arbeit des Prüflings zeigt. Und da die Vorstellung meist der Einstieg in die Präsentation ist, hinterlässt man gleich einen bleibenden Eindruck durch bildschirmfüllende Fotos.
Visualisierung von Abläufen und Prozessen
Sehr gut lassen sich Abläufe und Prozesse visualisieren. Oftmals wird zu Beginn der Präsentation z.B. der aktuelle Prozess vorgestellt, der im Rahmen des Projekts optimiert werden soll. Oder es soll überhaupt erst einmal verdeutlicht werden, worum es im Projekt überhaupt geht.
Diese teils sehr komplexen Prozesse kann man gut in grafischer Form darstellen, um die Inhalte verständlich zu machen. Hier gilt der allseits bekannte Leitspruch: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!
Darstellung des Ist-Zustandes
Der Ist-Zustand lässt sich ebenfalls sehr gut mit Bildern illustrieren, da man z.B. anhand von Screenshots einer komplizierten Excel-Datei deutlich schneller versteht, dass die Aufgabe komplex ist, als durch minutenlanges Erklären anhand von Punktlisten. Auch umfangreiche manuell auszufüllende Formulare oder komplizierte Programmdialoge verdeutlichen gut einen optimierungsbedürftigen Ist-Zustand.
Bildquellen: Umzugskarton
Agenda/Zwischenfolien
Ein einfaches Mittel, um die Präsentation „aufzuhübschen“, ist, die mitlaufende Agenda wegzulassen und stattdessen Zwischenfolien zu nutzen. Die klassischen Projektphasen lassen sich teilweise sehr einfach visualisieren. Man danke an einfache Assoziationen zu „Ist-Analyse“ (z.B. Lupe), „Implementierung“ (z.B. Computer, Tastatur) oder „Test“ (z.B. Checklisten, grüner Haken).
Punktlisten
Aber auch die langweiligen Punktlisten lassen sich mit ein wenig Kreativität gut durch ansprechendere Bildlisten ersetzen. Man muss noch nicht einmal den Text weglassen 😉
Bildquellen: Puzzle, Nachdenken
Bildquellen: Schreiben, Error, Nicht vergessen, Schloss, Uhr,
Fazit, Lessons Learned und Ausblick
Der Schluss der Präsentation beschäftigt sich meist nur noch mit „weichen“ Inhalten – persönliche Erfahrung, Zielerreichung, Retrospektive – und lässt sich daher wieder sehr einfach visualisieren.
Bildquellen: Ziel
Bildquellen: Rückblick
Bildquellen: Danke
Literaturempfehlungen
Die visuell ansprechende Gestaltung von (PowerPoint-)Präsentationen kann man lernen! Sehr gute Literatur dazu ist Presentation Zen* und Slide:ology*:
Noch mehr Literatur-Tipps gibt es hier: Die 11 häufigsten Fehler in der Projektpräsentation – Anwendungsentwickler-Podcast #7.
Fazit
Ich hoffe, ich konnte mit den obigen Beispielen zeigen, dass technische Präsentationen keineswegs aus langweiligen Punktlisten bestehen müssen. Mit ein wenig Kreativität (aber auch viel Recherchearbeit bei der Bildauswahl) lassen sich selbst scheinbar ungeeignete Themen optisch ansprechend darstellen.
Wie seht ihr das? Versucht ihr, visuell ansprechend zu präsentieren, oder geht ihr mit der „klassischen“ (=langweiligen) Gestaltung auf Nummer sicher? Habt ihr vielleicht Beispiele für gute/schlechte Präsentationen? Ich freue mich über jeden Kommentar!
Weitere Infos zur Projektpräsentation
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Hallo Stefan,
dein Tipp, Bilder zur besseren visuellen Gestaltung der Präsentation zu nutzen, finde ich persönlich sehr gut, da dadurch, wie du schon im Text erwähnst, die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf den eigentlichen Vortrag und den Vortragenden gelenkt wird. Ich selbst habe bei so gut wie allen Präsentationen die ich halten und bei denen ich Teilnehmen durfte festgestellt, dass der Vortrag durch die visuelle Hilfestellung einfach interessanter ist. Meist profitiert auch der Vortragende von den fehlenden Textwänden, da er so nicht dazu verleitet wird, stumpf die projizierten Sätze abzulesen und so viel freier in seiner sprachlichen Gestaltung des Vortrags ist. Hinzu kommt, dass komplizierte Vorgänge eben am besten bildlich veranschaulicht und den Zuhörern erläutert werden können.
Viele Grüße
Thorben
Hallo Thorben,
danke für dein Feedback! Schön, dass du das auch so siehst. Und deine Ergänzung kann ich auch bestätigen. Du sprichst automatisch freier, wenn kein Text auf der Folie steht! 🙂
Viele Grüße!
Stefan