Rückblick auf die Fachgespräche der Sommerprüfung 2022 (Fachinformatiker:in Anwendungsentwicklung) – IT-Berufe-Podcast #177

Dieser Beitrag ist Teil 15 von 15 in der Serie Häufige Fragen im Fachgespräch.

Einen Rückblick auf die Fachgespräche (Fachinformatiker:in Anwendungsentwicklung) zu Teil 2 der gestreckten Abschlussprüfung im Sommer 2022 gibt es in der einhundertsiebenundsiebzigsten Episode des IT-Berufe-Podcasts.

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Inhalt

Fachgespräche Sommer 2022 (Fachinformatiker:in Anwendungsentwicklung)

  • Disclaimer: Meine Erfahrungen aus den Prüfungen, an denen ich beteiligt war, ist nicht stellvertretend für alle Prüfungsausschüsse in Deutschland.
  • Viele der genannten Themen für das Fachgespräch gelten 1-zu-1 in allen IT-Berufen, da sie gar nichts mit Anwendungsentwicklung zu tun haben (insb. die wirtschaftlichen Themen).
  • Fast immer falsch beantwortet wurden Fragen nach Stundensatz, laufenden Kosten, Lösch-Anomalie, Lambda-Ausdrücken, generischen Klassen.

Häufige Fragen im Fachgespräch

Das hier ist meine Liste mit den häufigsten Fragen im Fachgespräch für Fachinformatiker:innen Anwendungsentwicklung, absteigend nach Anzahl sortiert.

Man erkennt deutlich, dass unter der Top-Themen sehr viele Wirtschaftsthemen sind, weil viele „Techniker:innen“ diesen Bereich bei der Prüfungsvorbereitung vernachlässigen und dementsprechend in Projektdokumentation und Projektpräsentation falsch machen, was dann entsprechende Fragen im Fachgespräch provoziert.

Viele der anderen Themen ergeben sich aus Technologien, die die Prüflinge selbst eingesetzt haben. Ich sage immer wieder: Alles, was man benutzt (oder in der Projektpräsentation erwähnt), muss man auch erklären können. Da viele Projekte aktuell als Single-Page-Application in JavaScript mit einer anderen Programmiersprache im Backend (z.B. Java) umgesetzt werden, kommen z.B. Fragen nach REST, OAuth, Typisierung und JavaScript-Spefizika immer öfter vor.

  • Stundensatz (15)
    • Fast immer falsch berechnet (nur Brutto-Ausbildungsvergütung enthalten).
  • Normalisierung (13)
    • Oft nicht sauber mit Fachbegriffen erklärt.
  • Sozialversicherung (13)
    • Viele kennen den Arbeitgeberanteil nicht.
  • Kapselung (11)
    • Getter/Setter, Sichtbarkeitsmodifizierer usw.
  • Klasse vs. Objekt (11)
    • „Ein Objekt ist ein Teil einer Klasse“ usw.
  • Lambda-Ausdrücke (11)
    • Werden ständig genutzt, aber nur sehr wenige Prüflinge können sie erklären.
  • Vererbung (10)
    • Wir insb. in Frameworks häufig benötigt, aber zu den Details fehlen häufig Kenntnisse.
  • Anomalien (Einfüge-/Änderungs-/Löschanomalie) (9)
    • Die Löschanomalie wurde dieses Jahr nicht einmal korrekt erklärt.
  • Einzel- vs. Gemeinkosten (9)
    • Viele Prüflinge haben offensichtlich noch nie etwas von einem Kostenträger gehört.
  • Polymorphie (9)
    • Viele Prüflinge werfen das mit Vererbung durcheinander und können es nicht sauber abgrenzen.
  • Kardinalitäten (8)
    • Dieses Thema haben die meisten Prüflinge gut beantwortet, aber teilweise mit seltsamen Beispielen.
  • Typisierung (8)
    • Die wenigsten Prüflinge können statisch/dynamisch und vor allem stark/schwach abgrenzen.
  • Generische Klassen (7)
    • Sauber erklären können das die wenigsten Prüflinge.
  • OAuth (6)
    • REST-APIs werden heute offensichtlich ohne jegliche Absicherung erstellt.
  • Softwarequalität (6)
    • Die gute alte (und neue) ISO-Norm ist nur wenigen Prüflingen bekannt.
  • fixe vs. variable Kosten (5)
    • Sie werden oft mit Einzel-/Gemeinkosten verwechselt.
  • Hashverfahren (5)
    • Die Eigenschaften eines guten Hashverfahrens können die wenigsten Prüflinge nennen, wissen aber wenigstens, wofür man sie braucht.
  • laufende Kosten (5)
    • In vielen Projekten gibt es keine (!) laufenden Kosten.
  • Lohn vs. Gehalt (5)
    • Und natürlich darf auch die Ausbildungsvergütung nicht fehlen!
  • MVC/MVVM/MVP usw. (5)
    • Die Architektur der eigenen Anwendung sollte man erklären und auch von Alternativen abgrenzen können.
  • Redundanzen (5)
    • Der Feind jedes Datenbankmodellierers. Wird häufig richtig erklärt.
  • REST (5)
    • Jeder nutzt es, kaum jemand kann es korrekt erklären.
  • Scrum (5)
    • Quasi Grundwissen für alle IT-Berufe.
  • Betriebsabrechnungsbogen (4)
    • Oft eine Anschlussfrage bei Einzel-/Gemeinkosten.
  • Lastenheft/Pflichtenheft (4)
    • Viele Prüflinge verwechseln die Begriffe oder vergessen, dass das Pflichtenheft Vertragsbestandteil ist.
  • referentielle Integrität (4)
    • Wird oft mit Redundanz durcheinander gebracht.
  • Signatur (4)
    • Viele Prüflinge zählen die Sichtbarkeit, den Rückgabewert, static usw. mit zur Signatur.
  • Testverfahren (4)
    • Es gibt soooo viele Testverfahren, aber meist sind nur Black- und White-Box-Test bekannt.
  • Transaktionen (4)
    • Ja, auch die ACID-Kriterien darf man kennen.
  • async/await (3)
    • Wenn man es benutzt, muss man es erklären können. Auch inkl. der technischen Umsetzung in der gewählten Programmiersprache.
  • Fehlerarten bei der Programmierung (3)
    • Compile-Fehler, semantische Fehler, Laufzeitfehler usw. sollte man auseinanderhalten können.
  • HTTP-Methoden (3)
    • Ganz oft werden POST, PUT und PATCH verwechselt.
  • Kanban (3)
    • Für viele Prüflinge besteht der Prozess nur aus dem Kanban-Board.
  • try/catch (3)
    • Das können die meisten Prüflinge erklären.
  • Abschreibungen (2)
    • Meist eine Folgefrage zu Einzel-/Gemeinkosten. Mit ein wenig Hilfe kommen die meisten Prüflinge darauf.
  • Datenschutz (2)
    • Traurig, wie wenige Prüflinge das sauber erklären und von Datensicherheit abgrenzen können.
  • let/var/const in JavaScript (2)
    • Ein zentrales Feature von JavaScript, das auch häufig in Code-Beispielen der Prüflinge verwendet wird.

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About the Author
Ausbildungsleiter für Fachinformatiker Anwendungsentwicklung und Systemintegration, IHK-Prüfer und Hochschuldozent für Programmierung und Software-Engineering.

5 comments on “Rückblick auf die Fachgespräche der Sommerprüfung 2022 (Fachinformatiker:in Anwendungsentwicklung) – IT-Berufe-Podcast #177

  1. Lucas sagt:

    Die Azubis bei Ihnen können sich wirklich glücklich schätzen so eine super Ausbildung zu erhalten. Die Folge war wieder sehr informativ. Ich höre Ihren Podcast sehr gerne auch wenn ich danach meist deprimiert bin. Wie bei der Aussage bezüglich „Try/Catch“ damit arbeitet man ja täglich, muss ich immer kurz lachen und innerlich weinen . Bin seit August im dritten Ausbildungsjahr zum AE und habe damit nur privat in Tutorials zu tun gehabt. In der Firma hab ich mich mit so was noch nie befassen dürfen, wie auch bei min. 70% der von Ihnen angesprochenen Themen die ich noch nie gehört habe (im Betrieb und Schule). Ich kann leider nur hoffen das ich mit 120% Energie und Zeit eine zwei oder drei in den schriftlichen Prüfungen schreibe und dann eine für die Prüfer erträgliche Präsentation hinbekomme (wobei das schon bei bei dem Projektantrag spannend wird Zwecks Ablehnung) und im Fachgespräch wohlwollende mit einer 5 benotet werde.

  2. Stefan Macke sagt:

    Hallo Lucas, oh, das ist schade. Sprich doch mal mit deinen Ansprechpartner:innen in deinem Unternehmen. Die Betriebe haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten in der Ausbildung! Ich drücke dir die Daumen für deine Prüfung.

  3. Nico sagt:

    was ich mich noch frage ist, wie genau die bewertung der doku, der präsentation und des fachgesprächs genau funktioniert. sind das alles einzelleistungen von denen jede einzelne bestanden werden muss (also mind. 50 %) oder müssen diese 3 dinge insgesamt mit 50%+ bewertet werden.

    also wenn die Doku richtig gut ist und die Präsentation auch, das fachgespräch läuft aber richtig schlecht… kann man dann durchfallen?

    Hab da verschiedene lehrer befragt, und immer wieder missverständliche/widersprüchliche antworten bekommen. und auch die infos auf der IHK seite sind da irgendwie schwammig ausgedrückt.

  4. Stefan Macke sagt:

    Präsentation und Fachgespräch werden gemeinsam bewertet und ergeben nur eine gemeinsame Note. Du kannst nicht in einem von beiden durchfallen, sondern nur in beiden zusammen. Wir hatten es schonmal, dass z.B. Präsi eine 3 war, aber Fachgespräch eine 5. Das ergab dann halt eine 4 für diesen Prüfungsteil, also bestanden. Hier kannst du selbst nachrechnen: Notenrechner für die IT-Abschlussprüfung (AO2020)

  5. Nico sagt:

    danke für die Antwort.

    den Notenrechner hatte ich schon genutzt. allerdings würde ich da auch mit ner 5 in der mündlichen Prüfung bestehen (also z.b. 34 % Doku und 30% Präsentation)…was ich nicht so recht glauben kann.

    ich hatte in AP1 93% und in den schriftlichen prüfungen der AP2 70%, 86% und 82%.

    Oder kann man wirklich mit ner 5 bestehen, wenn die Vornoten entsprechend gut waren?

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