
Einen Rückblick auf die Projektpräsentationen (Fachinformatiker:in Anwendungsentwicklung) zu Teil 2 der gestreckten Abschlussprüfung im Sommer 2022 gibt es in der einhundertsechsundsiebzigsten Episode des IT-Berufe-Podcasts.
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Inhalt
Projektpräsentationen Sommer 2022 (Fachinformatiker:in Anwendungsentwicklung)
- Disclaimer: Meine Meinung ist nicht stellvertretend für alle Prüfungsausschüsse in Deutschland.
- Ich schaue insbesondere auf die Gestaltung der Folien und den Vortrag, aber wichtig sind natürlich auch die fachlichen/technischen Inhalte der Präsentation.
- Einzelne Punkte auf der folgenden Liste führen nicht zwangsläufig zu Punktabzug bei der Note, aber oft treten mehrere Punkte gemeinsam auf, was dann einen Punktabzug rechtfertigt.
- Viele „Probleme“ mit den Projektpräsentationen gelten 1-zu-1 in allen IT-Berufen, da sie gar nichts mit Anwendungsentwicklung zu tun haben.
Foliengestaltung und Vortrag
- Oft wurden Punktlisten nicht Schritt-für-Schritt eingeblendet, sondern sofort als Ganzes gezeigt.
- (Unnötige) Kopfzeile in einer Präsentation war winzig klein.
- Cliparts für die Darstellung des Ist-Zustands, anstatt eigene Fotos zu machen.
- Präsentationen vom selben Unternehmen sahen fast identisch aus und hatten auch einen sehr ähnlichen Aufbau.
- Der Text auf den Folien war oft sehr klein und kaum lesbar.
- (Offensichtliche) Rechtschreibfehler auf den Folien.
- Tortendiagramme sahen in fast allen Präsentationen identisch aus (Standardfarben von PowerPoint genutzt).
- Vorstellung des Prüflings: graue Silhouette statt Bild verwendet.
- Präsentation mit LaTeX erstellt, aber leider ausschließlich Textfolien.
- Code wurde durch Zeigen an der Leinwand erklärt, anstatt ihn visuell hervorzuheben.
- Prüfling kommentierte die Vorstellung des Unternehmens mit „hier habe ich mal statt des klassischen Bildes unsere Azubis genommen“.
- Ein Prüfling hat die Architektur seiner Anwendung an die Tafel gezeichnet.
- Einige Prüflinge haben stark abgelesen und kaum Blickkontakt zum Prüfungsausschuss gehabt.
Fehlende/unnötige Inhalte
- Oft wurden die Artefakte aus der Projektdokumentation nicht in der Projektpräsentation gezeigt.
- Oft werden Inhalte genannt, aber nicht visualisiert (z.B. 3-Schichten-Architektur ohne Grafik).
- Angeblich erstellte Artefakte werden erwähnt, aber nicht gezeigt.
- Teilweise wurde viel zu detailliert auf Code eingegangen.
- Das Ziel des Projekts wird oft nicht deutlich.
- Jedes genutzt JavaScript-Package wurde inkl. Versionsnummer aufgeführt und erklärt.
- Ein Prüfling hat jede verwendete Technologie ausführlich erklärt (z.B. Kafka und Kubernetes).
- Scrum wurde in einer Präsentation ausführlich erklärt.
Sonstiges
- Notepad++ als IDE verwendet.
- Deployment als Upload auf einen FTP-Server.
- Einige Prüflinge haben den Prüfungsausschuss geduzt.
- Prüfling mit Mac hatte keinen Adapter für HDMI dabei.
- Prüfling hat einen Programmablaufplan erstellt, anstatt ein UML-Diagramm zu nutzen.
- Einige Unternehmen entwickeln wohl auf Englisch, aber niemand schaut auf die korrekten Vokabeln.
Mögliche/erwartete Artefakte
Die folgenden Artefakte sind in einer Projektpräsentation möglich bzw. ich würde sie in einer „sehr guten“ Arbeit erwarten. Auch hier gilt: Wenn mal eines oder mehrere der Artefakte fehlen, heißt das nicht automatisch, dass eine schlechte Note folgt. Es geht immer auch um den Gesamteindruck der Präsentation inkl. Gestik, Mimik usw.
- Projektplanung: Zeitplanung, Ressourcen, Entwicklungsprozess, Kosten, Amortisation
- Ziel des Projekts: Use-Case-Diagramm, Aktivitätsdiagramm, Lasten-/Pflichtenheft, ereignisgesteuerte Prozesskette
- Architektur: Komponentendiagramm
- Technologien: Programmiersprache, Frameworks
- Implementierung: Source Code, Klassendiagramm, Sequenzdiagramm
- Datenmodellierung: Entity-Relationship-Modell, Tabellenmodell
- Test: Source Code, Testprotokoll
- User Interface: Mockups
- Qualitätssicherung: Code-Reviews, Entwicklungsprozess, statische Codeanalyse, CI/CD
- Dokumentation: Entwickler-/Kundendokumentation
- Ergebnis des Projekts: Screenshots
- Fazit: Soll-/Ist-Vergleich, Abnahme, Lessons Learned, Ausblick
Links
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- RSS-Feed des Podcasts
- Cliparts werten die Folien auf! – Mythen der Projektpräsentation
- Foliennummern bzw. Seitenzahlen gehören auf jede Folie! – Mythen der Projektpräsentation
- Corporate Design ist Pflicht – Mythen der Projektpräsentation
- Sourcecode gehört nicht in die Präsentation – Mythen der Projektpräsentation
- Technische Inhalte kann man nicht mit Bildern illustrieren – Mythen der Projektpräsentation
- Inhalte der Projektpräsentation
Hallo Hr. Macke,
danke für den Podcast.
Ich habe mir Ihre Checkliste zur Projektdokumentation einmal angesehen und ich wollte fragen, was genau Sie mit folgenden Punkten meinen.
Ich sehe nicht ganz was es für einen Mehrwert ergibt nach z.B. 2. Projektorganisation einen Satz zu schreiben wie „Im folgenden wird die Organisation des Projektes beschrieben“ und dann folgt direkt 2.1 Projektphasen oder sowas. Ich finde nicht, dass so ein Fließtext dazwischen sinnvoll ist.
Mir fällt auch auf, dass ich so einen Quark zwischen die meisten Punkte schreiben würde, da ich keinen weiteren Inhalte habe, der nicht schon im passenderen Unterpunkt erwähnt wurde.
Haben Sie hier nochmal Rat? Vielen Dank für Ihre Zeit und ich wünsche eine schöne Woche!
VG, Murad
Hallo Murad, wenn du keinen sinnvollen Text schreiben kannst, dann lass ihn halt weg. 🙂 Besser, als dir Quatsch aus den Fingern zu saugen.
Guter Podcast, allerdings widerspreche ich dir im Thema „Foliendesign Kopf bzw. eher Fußzeile“. Eine Fußzeile mit Autor, Webseite und Seitenzahl gehört sehr oft zu den corporate Design Richtlinien von Unternehmen, wie in meinem (Siemens AG). Ein nicht einhalten dieser Richtlinien könnte sogar, bei FIRMEN INTERNEN Präsentationen, ernsthaft Konsequenzen haben, da hier z.b. u.a. die Vertraulichkeit zwecks Weiterverarbeitung vermerkt ist. Daher finde ich es eher unprofessionell, wenn jemand KEINE Fußzeile verwendet, in welcher der Autor nochmal explizit genannt wird, die Firmenadresse samt Copyright vermerk sowie seitenzahl… Ein Datum kann man gerne weglassen.
Hallo Fabian, danke für dein Feedback. Aber die Prüfung ist ja gerade keine interne Präsentation, sondern eine besondere Prüfungsleistung mit eigenen Anforderungen. Wofür brauchst du da den Copyright-Vermerk? Das überzeugt mich nicht.